Leandro Cano - Der Award-Gewinner bringt die Couture nach Berlin ++
Leandro Cano durfte als Gewinner des Designer For Tomorrow-Awards seine ganz persönliche Vision von Mode realisieren und auf der Mercedes-Benz Fashion Week zeigen. Was macht also ein junger Spanier, der von Marc Jacobs zum Hoffnungsträger von Morgen gekürt und dem keine Grenzen gesetzt werden? Er macht Kunst und bring ein kleines Stück Exzentrik und Couture in das ausgetrocknete Berlin.
Was passiert, wenn ein Designer machen darf was er will, wenn er weder auf Geld, noch auf Verkäuflichkeit achten muss? Er beschäftigt sich mit dem Tod. Und das in einer überaus opulenten und beeindruckenden Kollektion, die uns fast ein bisschen Lust auf das Leben danach macht.
Wer Sieger des Designer For Tomorrow-Award by Peek & Cloppenburg ist, der musste sich bereits ein Mal beweisen. Leandro Cano wurde im Juli 2012 von der Jury, unter dem Vorsitz von Marc Jacobs, das größte Potential zugesprochen. Dies zu Recht, wie er nun ein halbes Jahr später mit seiner ersten kompletten Kollektion auf der Mercedes-Benz Fashion Week beweist. Und dass Spanier die Theatralik lieben, tut Berlin in diesen Tagen in jedem Fall gut. Denn die Exzentrik und den Wagemut, den man anderenorts von jungen Designern kennt, sucht man im Fashionzelt vergeblich.
Leandro Cano dagegen bringt mit seinem Herbst/Winter 2013/14 die Couture in die Hauptstadt. Keine einfache Aufgabe, denn der ein oder andere Besucher schien davon auch gleichzeitig leicht überfordert. Aber mit dem Preis gewinnt man schließlich die Narrenfreiheit, für genau eine Saison machen zu dürfen, was man will.
Die Kollektion mit dem Namen ÁNIMA , die Seele, nimmt die surrrealen Formen seiner Siegerkollektion auf und setzt sie in einen neuen Kontext. Moderner Zeitgeist trifft auf barocke Nostalgie und über allem hängt eine schwere Melancholie. In handgearbeiteten Ornamenten aus Porzellan, die beim Gehen leise klirren, barocken Prints, opulenten, ausladenden Formen aus verstricktem Leder, softer Wolle, transparentem PVC und bedrucktem Leder geistern die Kreaturen über den Laufsteg.
MO110: Worum genau geht es in deiner Kollektion?
L.C.: Inspiriert hat mich der Todesengel Azrael, der als Gehilfe Gottes die Toten in den Himmel geleitet. Der weiße Engel hilft somit allen Seelen die Schwelle ins Licht des Himmels zu überschreiten. Da die Kollektion sehr hell und fröhlich ist, möchte ich damit auch gleichzeitig den Himmel und den Tod als etwas Schönes darstellen.
Aber ich will auch den dunklen Teil von mir zeigen, was durch das Make Up, die Haare und vor allem durch die bedrückende Musik währen der Show erreichet wird.
MO110: Du verwendest in fast jedem Kleidungsstück Porzellan. Einzelne Teile, die du zu Ornamenten zusammensetzt. Was hat es damit auf sich?
L.C.: Porzellan hat bei mir zuhause schon immer eine große Rolle gespielt. Meine Großmutter war Töpferin, überall gab es Keramik und selbst die Kacheln im Bad sind ein Teil meiner Kindheit. Ich habe für die Kollektion einen floralen Druck entworfen und die einzelnen Porzellanelemente formen diese Motive nach.
MO110: Wir sind natürlich neugierig, was alles im letzten halben Jahr passiert ist, nachdem du von Marc Jacobs den Preis überreicht bekommen hast?
L.C.: Damit ist wirklich ein Traum in Erfüllung gegangen. Zuerst einmal mit Marc Jacobs zusammenzuarbeiten und dann von P&C die Möglichkeit zu bekommen in so kurzer Zeit eine so aufwendige Kollektion zu realisieren und jetzt auf der Fashion Week zu präsentieren. Ich habe ein eigenes Atelier in Sevilla beziehen dürfen und werde auch weiterhin unterstützt, da es sich zum Glück um ein nachhaltiges Förderprogramm handelt.
MO110: Weißt du denn schon, wie es für dich weitergehen wird?
L.C.: Nein, noch nicht ganz genau. Es gibt ein Advisory Board mit unterschiedlichen Experten aus verschiedenen Bereichen, die mich in jeder Hinsicht unterstützen. Gemeinsam werden wir dann schauen, in welche Richtung ich gehen möchte. Ich muss noch ein bisschen darüber nachdenken, die vergangenen Tage auf mich wirken lassen und werde nach der Fashion Week weitersehen.
MO110: Deine Kollektion ist ja eigentlich Kunst. Was passiert damit nach der Fashion Week?
L.C.: Ich plane tatsächlich einen Teil in verschiedenen Museen auszustellen. Werde in Zukunft aber auch wirklich kommerzieller vorgehen.
MO110: Denkst du es wird dir schwer fallen, kommerziell zu arbeiten?
L.C.: Nein, eigentlich nicht. Wenn man sich diese Kollektion ansieht, gibt es auch hier einige sehr kommerzielle Teile. Ich werde also einfach genau dort weitermachen.
Wir sind also gespannt, wie ein Leandro Cano Verkäuflichkeit in Zukunft definieren wird und sind immer noch überrascht, dass es gerade ein Modedesigner war, der uns zu zeigen versucht, welch schöne Seite der Tod haben kann.
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