CAROCORA - Spanisches Flair trifft Berliner Luft ++
Wie bringt man Geometrie und Asymmetrie in harmonische fließende Formen? Dieser Frage gehen wir im Berliner Atelier von CAROCORA nach. Unser kleiner Besuch bei Designerin Carolin Cora Kohler ist für alle Beteiligten eine willkommene Abwechslung im Vorbereitungsstress der Fashion Week.
2008 gründete Carolin ihr Label in Madrid. Nach dem Modedesign Studium in Deutschland zog es sie zuerst einmal gen Süden. Seit 2 Jahren ist sie nun zurück in Berlin, um ihr Label auf eine ganz neue Ebene zu bringen.
Wie sieht ein typischer CAROCORA Arbeitstag in Kreuzberg aus?
CCK: Mein Lebens- und Arbeitsumfeld ist momentan ein und dasselbe. Mein Atelier befindet sich in meiner Wohnung. Ich habe es also von meinem Frühstückskaffee in der Küche ca. 10 Schritte weit zu meinem Arbeitsplatz. Trotzdem beginne ich meinen Tag natürlich nicht im Schlafanzug! Da ich hier in meiner eigenen kleinen Welt den Vormittag verbringe, kann man sich leicht vorstellen, dass ich meine Mittagspause am liebsten draußen verbringe. Essen gibt es also meist auswärts oder wenn nicht das Mittagessen, dann spätestens den Nachmittagskaffee.
Zurück im vierten Stock geht´s dann wieder an den Zuschneidetisch oder die Nähmaschine, ans Telefon, an den Rechner oder ans Entwerfen, Stoffe bestellen, Lieferscheine schreiben etc. Und am Abend oft wieder raus auf einen kleinen Spaziergang im Kiez, zum Yoga oder auf ein Bier mit Freunden.
Worauf kannst du in deinem Atelier nicht verzichten?
CCK: Auf das Licht das ich hier habe, gute Musik und chinesischen grünen Tee. Ich bin seit meiner letzten Chinareise ein echter Fan.
Beschreibe das Besondere an deinem Design und deiner Herangehensweise?
CCK: Das Besondere an meinem Design ist, dass es mit sehr wenig auskommt. Die Schnitte sind oftmals geradlinig gehalten, wenig feminin, die Schnittführung sogar streng. Trotzdem gelingt es mir, eine sehr feminine, elegante Linie zu schaffen, die niemals niedlich, sondern immer cool wirkt.
Um das zu erreichen, ist die Materialwahl von großer Bedeutung. Meine Kollektion besteht zu einem Großteil aus Seide, anderen fließenden Stoffen wie Viskosen, feiner Baumwolle, Wollqualitäten und Alpaka.
Was mich sehr glücklich macht ist außerdem, dass ich von Kollektion zu Kollektion feststelle, dass meine Kundin ein sehr großes Altersspektrum hat. Meine Designs funktionieren bei einer jungen Frau ebenso wie bei einer reiferen Dame.
Die Arbeit mit natürlichen Materialien ist mir ein großes Anliegen. Ebenso wie die Herstellung meiner Kollektion in kleinen, heimischen Manufakturen. Außerdem kommt es immer häufiger vor, dass ich mit Entwicklungsorganisationen im Ausland arbeite. Dabei entstand für die letzte Winterkollektion, zusammen mit einer Fraueninitiative, Alpaka- Handstrick in Peru. Mein Wunsch für zukünftige Kollektionen ist es, derartige Kollaborationen weiter auszubauen und zu vertiefen.
Drucke spielen in deinen beiden letzten Kollektionen eine große Rolle. Woraus entwickeln sie sich? Wie werden sie integriert?
CCK: Alle Druckdesigns entwickle ich selbst. Sie bestehen immer aus Fotografien von Gegenständen. Das können wie in der letzten Sommerkollektion, kleine Vasen und Tassen sein, die in ungewöhnlicher Weise zu einem geometrischen Muster zusammen gesetzt werden. Von Ferne wirkt das Druckdesign dann wie ein Ornament. Nur wenn der Betrachter sehr nahe kommt, ist es ihm möglich, die einzelnen Elemente, aus denen sich das Muster zusammensetzt, zu identifizieren. In der aktuellen Sommerkollektion sind die Drucke sogar schnittbestimmend. Die Kollektion entwickelte ich fast ausschließlich aus quadratischen Formen, die mir mein Druckdesign vorgab.
Wie hat Spanien die Arbeit und Entwicklung des Labels beeinflusst? Was lebt davon in Berlin weiter?
CCK: Einer der wichtigsten Momente für meine Arbeit war die Entscheidung nach Spanien zu gehen. Das Leben in Madrid hat meine Art zu denken, meine Lebenseinstellung und auch meine Arbeit sehr beeinflusst. Dort habe ich gelernt, mit fliessenderen Silouetten, femininer und spielerischer mit meinem Design umzugehen. Alleine durch die Beobachtung auf der Straße in Madrid, lernt der aufmerksame Betrachter, was es heißt Mode zu leben. Das ist zweifelsohne eher der Fall in südeuropäischen Ländern.
In Berlin lebt diese Erfrahrung durch den Stil des Labels natürlich weiter. Ich denke mein Design ist eine gute Mischung aus nordischer Geradlinigkeit und Präzision sowie südländischer Lebensfreude und Gelassenheit.
Früher oder später kommt anscheinend jeder Designer nach Berlin. Hier wird gearbeitet, aber nicht verkauft. Woran liegt das deiner Meinung nach und in wieweit ist CAROCORA davon betroffen oder arbeitet dem entgegen?
CCK: Die Stadt ist voll von interessanten, oft auch sehr guten Leuten, die sich vermeintlich auf die Füße treten müssten und sich gegenseitig Konkurrenz schaffen. Allerdings denke ich nach wie vor, genau deswegen ist Berlin heute das was es ist.
Dass die Mode hier immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist einzig und alleine dem Riesenaufgebot an Designern zu verdanken. Das erklärt auch warum in Berlin noch nicht so viel verkauft wird. Mode ist hier eine junge noch immer im Wachstum begriffene Branche, die sich entwickeln muss. Es dauert eben, bis sich Einkäufer und die Leute, die das eigentliche Business machen, trauen in eine aufstrebende aber noch junge Szene zu investieren.
Ich selbst versuche dem "nicht verkaufen" in Berlin mit Direkt-Vermarktung entgegenzuwirken. Ein gepflegter treuer Kundenstamm quer über Deutschland verteilt und auch gerne über Landesgrenzen hinaus, ist meines Erachtens das Beste, worin man investieren kann. Der direkte Kontakt zum Kunden gefällt mir persönlich gut und so plane ich auch eine Verkaufstour in verschiedene deutsche Städte. Wohin die Reise geht, wird auf meiner Website, Facebook Page und in meinem Newsletter noch bekannt gegeben.
Wo passt deine Mode rein, bzw. neben welchen Labels siehst du sie am liebsten hängen?
CCK: Gerne würde ich meine Kollektion neben Dries Van Noten, Preen, Prada oder Marni sehen. Wer weiß vielleicht kommt das noch.
Zur Fashion Week in Berlin versucht sich jedes Label seine 5 Minuten Ruhm zu sichern. Wo finden wir CAROCORA?
CCK: CAROCORA ist in Berlin Mitte im neuen Shop Villain Berlin zu finden. Sowohl während der Fashion Week, als auch dauerhaft. Villain Berlin haben wir, das sind 8 weitere Designer und CAROCORA, im Juni dieses Jahres eröffnet. Es handelt sich um ein neues Shopkonzept, das neun Labels in einem Flagshipstore vereint. Dort werden wir auch zur Fashion Week einige Sonderaktionen bieten, wie einen Sale und Präsentationen der neuen Kollektionen. Auch dazu bitte meine Seite und Facebook Page besuchen.
Noch etwas! Pünktlich zur Fashion Week wird außerdem der neue CAROCORA Onlineshop seine Pforten öffnen. Das ist vor allem für die Nichtberliner von Interesse.
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