Glaw – Debüt Kollektion mit Turboantrieb ++
Dass die beiden Designer von Glaw erst ganz am Anfang stehen, muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen. Jesko Wilke und Maria Poweleit haben gerade erst ihr Studium beendet und bereits jetzt ein Abo auf das Wort "Professionalität". Denn hochwertiges Leder so kunstvoll zu batiken, muss zuerst einmal einem alten Hasen gelingen.
Wenn man vor der allerersten Kollektion des neuen Berliner Modelabels Glaw steht, muss man einfach zugreifen – und das im wahrsten Sinnes des Wortes. Dieses Leder muss einfach angefasst werden. Herz der Kollektion sind nämlich die überaus anziehenden Modelle aus sehr weichem Lammnappa und japanischem Rind, bei dem jede einzelne Haut in Handarbeit eingefärbt wurde. Wie durch ein Tintenfass gezogen, hat sich das hellgraue Naturmaterial batikartig vollgesaugt. Jedes Modell ist anders und einmalig mit seinen filigranen Verästelungen, die an abstrakte Rorschachtests erinnern. Mal mehr, mal weniger kontrastreich.
Für eine Debüt-Kollektion ist das, was die beiden in diesem Winter zum ersten Mal auf den Messen vorstellen, sehr beeindruckend. Kein vorsichtiges Herantasten an den Markt, sich ausprobieren und entwickeln. Hier kommt alles auf den Punkt genau und kann direkt in eine Premium-Boutique gehängt werden. Genau das ist auch das Ziel von Glaw und deshalb führt der Weg in der ersten Saison gleich von der Berliner Fashion Week, über die CPD in Düsseldorf, nach Paris.
Kennengelernt haben sich Jesko und Maria an der internationalen Kunsthochschule für Mode ESMOD, wo sie 2011 ihr Studium abschlossen. Danach wurde nicht lange überlegt, sondern die kreativen Energien gleich gebündelt und in die eigenen Kollektion gesteckt. Wozu Zeit verlieren? Im Falle von Glaw eine berechtigte Frage, denn diese Kollektion macht nicht den Eindruck als würde Praxiserfahrung fehlen.
Die eigenen Vision der Frau des 21. Jahrhunderts porträtiert
Eine innere Ambivalenz durchzieht als kontrastreiche Spielerei die Glaw Kollektion für Herbst/Winter 2012/13. Sind wir nicht alle eigentlich eher brav und würden ab und an gerne mal ausbrechen? Cool und rebellisch sein oder mal so richtig knallhart? Aber Weiblichkeit wollen wir dabei natürlich nicht einbüßen. Die ständige Unzufriedenheit mit dem was man ist oder am liebsten sein will. Glaw hilft bei diesem Kampf des weiblichen Geschlechts auf die Sprünge und vermischt Kraft und Zerbrechlichkeit, urbane Eleganz und psychedelische Weiblichkeit. Nostalgische Schluppenblusen werden zu schmalen Biker-Pencil-Skirts getragen, hochgeschlossene transparente Blusen zu Röhrenleggins.
Wer glaubt, dass hier die Chefsekretärin aus einem Mad Max Film Pate stand, hat weit gefehlt. Im Gegenteil - ganz poetisch war die Inspiration des Duos. Werke von Caspar David Friedrich liehen den Modellen ihre Stimmungen und Farben sowie Ideen für Batik-Leder oder Lobster Red.
In Düsseldorf durften Maske, Peitsche und Hut mit auf den Laufsteg. Harte Bandagen für eine sehr sinnliche und tragbare Kollektion. Doch wer die Designer kennt, der weiß, dass die Attitüde im Grunde genommen eine harmlose und vor allem erfolgversprechende ist.
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