Franziska Michael - Kontraste machen das Leben reicher ++
Auch wenn Designerin Franziska Michael mit ihren Kollektionen nicht unbedingt beabsichtigt, romantische Emotionen zu wecken, müssen wir doch zugeben, dass sich beim Anblick ihrer Mode Frühlingsgefühle bei uns eingestellt haben. Denn eigentlich geht es der Berlinerin um etwas ganz anderes, weniger Verklärtes, nämlich Kraft und Energie.
Da in Krisenzeiten immer wieder das Bedürfnis nach klaren Strukturen und Beständigkeit steigt, versucht Franziska Michael mit scharfen Kanten und harten Linien ihren Beitrag zu leisten. Trotzdem zeigt sich auch immer ein Tick Chaos in ihrer Mode. Denn der Kontrast macht hier die Musik. Und so wird ein bisschen gezaubert. Entwerfen ist für die Berlinerin nicht nur ein technischer Vorgang, sondern immer wieder ein Experiment. Konträre Zutaten werden zusammengeworfen: Pastelle und Schwarz, Rot und Weiß, Latex und Wolle, Seide und Leder, fließende Formen und Statik. Auffällig ist dabei, die Fähigkeit allein aus Farben und Formen und wenigen, aber dafür sehr prägnanten Details, viel Ausdruck zu erreichen. So wird ein Outfit, trotz beabsichtigter Klarheit nie komplett puristisch wirken, die Opulenz kommt aus der Zusammenstellung.
Und wer von Energie spricht, der macht auch Rot zu seinem Markenzeichen. Wie der sprichwörtliche Faden zieht die Farbe sich seit ihrer Abschlussarbeit durch die Kollektionen. Mit quin[z]tessenz beendete sie ihr Studium an der ESMOD Berlin und gründete daraufhin 2009 ihr eigenes Modelabel. Diese erste Kollektion wurde unter Anderem von den geometrischen Skulpturen des belgischen Künstlers Arne Quinze inspiriert, seiner spannungsvollen Architektur, den kantigen und gleichzeitig bewegten Formen und den vielen Kontrasten. Quinze springt zwischen den Welten, zwischen Architektur, Kunst und Design und steht somit für einen neuen Typus des Designers, der Eleganz und Dynamik verbindet. Diese Kraft macht auch Franziska Michael in ihren Kollektionen spürbar.
Durch Drapierung entstehen eigenwilligen Formen, die auf den avantgardistischen Lebensstil der Kundin anspielen. Das experimentelle Spiel von Form und Farbe sorgt für den angestrebten starken Kontrast. In ihren beiden neuen Kollektionen wird Rot plötzlich zu Koralle abgemildert und ein leicht futuristischer Ansatz kommt hinzu. Mit Symbolen, Symmetrie und Mustern schafft Franziska im Sommer 2012 eine Art "Traumwelt". Die Farben werden greller, die Stoffe zarter. Was bleibt ist die immer wiederkehrende Betonung der Gegensätze.
Auch die aktuelle Kollektion AW 12/13 bleibt ein Zusammenspiel verschiedener Elemente. Inspiriert vom Lebensgefühl der 90er Jahre, Kindheitserinnerungen und Fantasiewelten bleiben wir der Realität fern. Die Kollektion ist weicher als die bisherigen und soll sich, mit Humor bepackt, selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Die Farbigkeit aus dem Sommer zieht sich mit in den Winter hinein. Aber auch hier fehlt natürlich der Kontrast nicht und so übernimmt ein sehr dominantes Schwarz diese Aufgabe. Unsere Lieblinge sind die überdimensionalen Kugelketten aus roh geschliffenem Buchenholz, die mit bunten Kordeln zusammengehalten werden. Und endlich zeigt uns auch mal jemand, dass Sitzauflagen fürs Auto eigentlich gar nicht für Rentner gedacht sind.
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