Karla Spetic - digitales Australien zum Tragen ++
Minimalistisch - trotzdem hat man bei den Kollektionen von Karla Spetic viel zu gucken. Bekannt ist die Australierin nämlich für ihre digitalen Fotoprints, die sie ganz selbstverständlich in ihre Mode einflechtet. Sie sind Grundlage, wie auch Gegenpol zur zarten Farbpalette. Manchmal stehen sie auch einfach als Muster im Hintergrund, das seinen Ursprung nicht auf den ersten Blick zu erkennen gibt.
Großflächiger Fotodigitaldruck auf Kleidung kann für gewöhnlich das Gegenüber durch die Masse an Bildinformation erschlagen und durchaus ein wenig bedrohlich wirken. Im wahrsten Sinne des Wortes vor einigen Saisons gesehen bei Designer Christopher Kane, der Kleider mit riesigen Fotos brüllender Gorillaköpfe oder explodierender Atombomben bedruckte. Von Kollektion zu Kollektion verarbeitet er seine Foto-Themen jedoch besser verdaulich. So wirkte in der Resort Kollektion 2011 eher die Vielfarbigkeit der astronomischen Drucke zum Thema Galaxy, als die Motive als solche.
Karlas Handschrift: Fotoprints
Ebenso verhält es sich auch bei der gebürtigen Kroatin Karla Spetic. Die Grundlage für ihre ungewöhnlichen Farbkombinationen sind Fotos mit Motiven alter Balkone, Häuserfassaden oder Fabrikgebäuden. Diese bilden Linien und Flächen, die sich zu plakativen Farbzusammenstellungen zusammenziehen. Sie mischen sich gut getarnt zwischen die Winterstoffe (denn ja, so sehen in Australien Winterkollektionen aus). So treffen zarte Farben und sanfte Pink-Abstufungen auf das Rot von Ziegelsteinen, Braun, Safran, Koralle, Teal und Schwarz. Nach ländlicheren Motiven in der Vorkollektion, ist jetzt die Stadt an der Reihe.
Die alltägliche Umgebung dient Karla als Inspiration, wobei natürlich Australien im Mittelpunkt steht – das Farmleben, Landschaft, Autobahnen, Vororte. Sie sieht etwas Schönes, schaut durch die Linse und möchte es einfangen. Dinge, die man vor der Nase hat, aber trotzdem leicht übersieht. Da die Fotoprints in keiner Kollektion fehlen, können die Kundinnen „tragen, was wir sehen“.
Geboren in Dubrovnik, Kroatien, wanderte Karla 1993 nach Australien aus, mit nur einem Traum im Gepäck – entwerfen zu können. Sie studierte am East Sydney Fashion Design Studio und machte ihren Abschluss 2005. Nach dem Studium half sie The Graduate store, aufzubauen und zu betreiben. Einen kleinen Laden, in dem Absolventen ihre Entwürfe verkaufen. Dort bekam sie Einblick, in den Geschäftsalltag, lernet den Umgang mit Kunden und fertigte in der Freizeit kleine Designs, die sie dort verkaufte. Genügend Erfahrung im Rücken, um daraufhin ihr gleichnamiges Modelabel zu gründen.
Der Stil? Keine Ahnung!
Fragt man Karla nach ihrem Stil, hat sie immer noch Probleme ihn zu beschreiben. Denn sie behauptet von sich selbst, dass sie immer noch auf der Suche danach ist und sich gerne weiter ausprobiert. Fest steht, sie mag cleane schlichte Sachen, die nicht kompliziert sind. Diese schnörkellose Auffassung spiegelt auch ihre generelle Haltung zum Leben und Arbeiten wider. Sie glaubt nicht an die perfekte Planung, sondern liebt es, einfach mit etwas zu starten und zu sehen, wie es sich entwickelt. Diese Art - frisch und energiegeladen, half ihr mit Sicherheit auch 2008 bei der Labelgründung.
Die niedlich verspielten, modern minimalistischen Designs werden mittlerweile weltweit getragen und verkauft. Trotz der schnellen Entwicklung und diverser Nominierungen für Designpreise, steigt Karla Spetic der Erfolg nicht zu Kopf.
“ Es ist immer noch verrückt, wenn ich meine Kleider auf der Straße sehe. Ich habe sie gemacht und habe so lange darüber nachgedacht. Es ist letztendlich jedes Mal ein sehr persönlicher Prozess gewesen.“
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