KSIA Berlin - Teestunde zwischen Bioleder und Architekturbüchern ++
Atelierbesuche verraten uns Geheimnis der besonderen Art, nämlich wer und was genau sich wirklich hinter einem Label verbergen. Denn hängen die Kleider oder Taschen erst einmal im Laden, kann der Kunde sich nur schwer vorstellen wie viele fleißige Hände dafür verantwortlich sind. Bei Kasia Ehrhardt und ihrem Taschenlabel KSIA sind es genau zwei und das sind auch noch die einer Architektin.
Wohnen und Arbeiten in den eigenen 4 Wänden – so stellt man sich die Berliner vor, die sich kreativ auszutoben möchten. Auch Kasias Leben spielt sich inmitten von Nähmaschinen und Ledertaschen ab. Aber keine Spur von Chaos. Jedes Element, jeder Arbeitsgegenstand wird in das Einrichtungskonzept eingebunden. Die Garderobe an der die neue Kollektion hängt wurde selbst entworfen, genauso wie die Lampe im Arbeitsraum, die wie die Inspiration für einige Entwürfe erscheint. Am Schreibtisch und Computer spielt sich mindestens ebenso viel ab, wie am Zuschneidetisch oder an den großen Industrienähmaschinen.
Bei grünem Tee erzählt die Designerin warum ihr Label, das sie 2010 gründete grün ist, die Architektur immer noch eine große Rolle spielt und wohin sich KSIA in Zukunft entwickeln könnte.
Auch auf Kasia trifft zu, dass viele ungewöhnliche Wege zur Selbstständigkeit und zum eigenen Modelabel führen können. Für sie beschränkte sich zuerst einmal das Entwerfen und Konstruieren ausschließlich auf Gebäude. Sie studierte an der Columbia University in New York Architektur und merkte im Job jedoch schnell, dass die Prozesse in diesem Designbereich für ihren Geschmack viel zu langwierig sind.
„Entwurf- Planungs- und Bauphase können sich über Jahre erstrecken, man hat wenig Kontrolle über den Ablauf und am Ende zählt man den ganzen Tag nur noch die Toiletten, die sich im Hochhaus befinden müssen. Eine Tasche kann ich ebenso wie ein Gebäude konstruieren, sie mit eigenen Händen „bauen“ und habe so einen geregelten Ablauf, der sehr viel greifbarerer und vor allem schneller ist.“
Noch in New York beschloss sie 2007 Kurse im Bereich Accessory Design zu belegen, um nach 11 Jahren USA in der Heimat das Projekt Taschen statt Häuser anzugehen.
Die Architektur spielt dabei immer noch eine große Rolle: „Gebäude inspirieren mich zu neuen Formen. Ich mag die Geometrie und Geradlinigkeit. Mit den gleichen Programmen mit denen ich vorher Häuser gezeichnet habe, konstruiere ich nun meine Taschen am Computer und baue kleine Modelle davon.“
Dementsprechend klar und linear sind die KSIA Taschen aufgebaut. Geometrische Formen treffen aufeinander und geben den Modellen ein besonderes Volumen. Sie lassen sie wie Konstrukte erscheinen, deren statische Formen Dank des weichen Leders sanft in sich zusammenfallen und sich so dem Körper angenehm anpassen. Umso wichtiger war letztendlich auch die Wahl des richtigen Materials. Für Kasia war es nicht anders vorstellbar, als sich für ökologisch behandeltes und chromfrei gegerbtes Leder zu entscheiden.
„Es ist nicht nur angenehmer, während der Fertigung der Taschen genau zu wissen was man gerade anfasst, sondern das herkömmliche Leder ist oft auch so stark behandelt, dass es wie tot wirkt. Abgesehen davon fertige ich in Deutschland und möchte auch mein Leder von dort beziehen. Alles andere macht für mich keinen Sinn.“
Diese Entscheidung kommt letztendlich nicht nur dem Ausdruck und Charakter der Taschen zugute, sondern auch der Trägerin, die allein schon am angenehmen Geruch der KSIA Accessoires erkennt, dass es sich hier um Green Fashion handelt.
Auch wenn die Familiengeschichte nicht unbedingt den Ausschlag für ihre Entscheidung zum eigenen Taschenlabel gegeben hat, so ist es trotzdem interessant zu erfahren, dass auch Kasias Urgroßvater vor 100 Jahren Lederwaren und Koffer in der Nähe von Leipzig produzierte.
Der Tradition wird heute Avantgarde entgegengestellt, die wiederum in reiner Handarbeit umgesetzt wird.
„ Für meine neue Kollektion habe ich mich sogar von alten Modellen meines Urgroßvaters inspirieren lassen. Von den Militär- und Werkzeugtaschen mit ihren lamellenartigen Fächern und Schlaufen habe ich Details entnommen, weiterentwickelt und an unerwarteter Stelle wieder eingesetzt.“
So schließt sich der Kreis und er wird sich auch in Zukunft noch weiter schließen. Denn, dass es nur bei Taschen, Schlüsselanhängern und iPhone Cases bleibt, ist bei Kasias Tatendrang sehr unwahrscheinlich. Während andere am Wochenende in der Sonne braten, konstruiert Kasia für ihr Wohnzimmer aus Lederresten Sitzkissen oder Lampen und so erweitert sich quasi über Nacht die KSIA Kollektion um Wohnaccessoires.
„Schon zu Beginn meines Studiums wurde ich gefragt, ob ich nicht lieber Produktdesign machen wolle. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass es früher oder später auch Möbel und Einrichtungsgegenstände aus Leder von KSIA zu kaufen gibt. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.“
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