Wie nachhaltig ist Second Hand Mode wirklich? Das sind diie Vorteile von bewusstem Modekonsum

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Modeschule Brigitte Kehrer

Secondhand-Mode – wie nachhaltig ist gebrauchte Kleidung?

In unserer aktuellen Konsumgesellschaft, in der sich alles um schnelle Trends dreht, wird das Prinzip der Nachhaltigkeit oft übersehen. Besonders in der Modeindustrie ist ein besorgniserregendes Muster zu beobachten: Menschen kaufen Kleidungsstücke in großen Mengen, tragen sie nur wenige Male und entsorgen sie dann rasch. Der Secondhand-Markt stellt nicht nur eine Reaktion auf diese übermäßige Konsumkultur dar, sondern bietet auch eine Möglichkeit, sowohl die Umwelt als auch den eigenen Geldbeutel zu entlasten. Aber wie wirkungsvoll ist dieser Ansatz in Wirklichkeit?



Zahlen zum aktuellen Modekonsum in Deutschland

Seit Menschengedenken spiegelt Kleidung Individualität und Persönlichkeit wider. Sie ist ein Ausdruck kultureller und gesellschaftlicher Trends. Doch in jüngerer Vergangenheit hat der Begriff „Fast Fashion“ in der Modebranche eine Dynamik entfaltet, die den schnellen Konsum auf Kosten der Umwelt befürwortet. Modetrends wechseln heutzutage in rasantem Tempo, was den Modezyklus erheblich beschleunigt. Viele dieser schnell produzierten Teile sind oft nur für einen kurzfristigen Einsatz gedacht und weisen eine reduzierte Qualität auf.

In Deutschland beobachtet man, dass die Menge an jährlich erworbenen Kleidungsstücken stetig wächst und mittlerweile im Durchschnitt bei 60 Teilen pro Person liegt. Es ist erstaunlich, dass fast die Hälfte dieser Einkäufe kaum oder gar nicht getragen wird. Wo man früher beschädigte Kleidung instand setzte, wird sie heute eher ersetzt. Das zeigt sich besonders beim Umgang mit Schuhen: Untersuchungen zeigen, dass viele Menschen unter 30 Jahren noch nie Schuhe zur Reparatur gebracht haben.

Die Umsatzzahlen für das Jahr 2022 zeigen, wie bedeutend die Bekleidungsindustrie in Deutschland ist. Mit einem Gesamtumsatz von rund 58,4 Milliarden Euro nimmt sie einen signifikanten Teil des Einzelhandels ein.

Herstellung von Bekleidung - in mehrfacher Hinsicht negativ für die Umwelt

Die Modeindustrie hinterlässt einen deutlichen ökologischen Fußabdruck. Herkömmliche Baumwolle und synthetische Materialien, produziert unter Nutzung niedriger Löhne, dominieren den Markt. Der Anbau von Baumwolle verschlingt große Wasservorräte und nutzt intensiv Pestizide und Chemikalien. Leider finden solche Praktiken in Regionen statt, wo es an Abwassersystemen fehlt und Arbeitnehmerrechte, insbesondere die von Frauen, ignoriert werden.

In der Textilverarbeitung werden Stoffe durch Bleichen, Färben und Drucken verändert. Bei der Herstellung eines einfachen T-Shirts kommen zum Teil Hunderte von Chemikalien zum Einsatz. Nach Gebrauch dieser Chemikalien fließen sie oft ungefiltert in Gewässer und schädigen Ökosysteme. Einige dieser Chemikalien können in Lebewesen gelangen und gesundheitliche Probleme verursachen. Textilien reisen oft über große Entfernungen per Schiff. Diese Containerschiffe setzen große Mengen an Emissionen frei, die mit Feuchtigkeit reagieren und sauren Regen verursachen, der lebenswichtige Wälder beschädigt.

Um es kurz zu machen: Der ökologische Fußabdruck unserer Kleidung ist größer, als viele denken.

Secondhand-Mode – eine Lösung für Umwelt und Geldbeutel

Online-Portale für den Secondhand- und Vintage-Modemarkt bieten eine umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Einkauf. Durch den Kauf über solche Websites wird die Nachfrage nach neu produzierter Kleidung reduziert. Dies ist ein starkes Signal an die Hersteller, ihre Produktionszyklen zu überdenken. Jedes Kleidungsstück, das aus zweiter Hand gekauft wird, spart wertvolle Materialien und Energie.

Die Modebranche ist einer der größten Wasserverbraucher, vor allem durch den Anbau von Baumwolle. Durch den Kauf von Secondhand-Kleidung tragen Kunden dazu bei, den Verbrauch von wertvollem Wasser zu reduzieren. Ein geringerer Bedarf an Neuproduktion fördert zudem den Erhalt der Natur. Es wird weniger Anbaufläche für Rohstoffe oder Fabrikgelände benötigt, sodass mehr Raum für die Umwelt bleibt.

Secondhand-Mode hat aber nicht nur ökologische Vorteile. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten wird Sparen für viele zur Notwendigkeit. Laut einer Studie befürchtet mehr als die Hälfte der Verbraucher, ihren gewohnten Lebensstandard aufgrund steigender Ausgaben nicht halten zu können. Etwa zwei Drittel planen, ihre Ausgaben zu kürzen. Gebrauchte Mode ist hier eine wertvolle Option, um Kosten zu reduzieren, ohne Einbußen bei der Qualität.

Secondhand-Shopping ist nicht nur eine Reise in die Vergangenheit. Viele Online-Angebote verfügen über Designerstücke in top Zustand und zu erschwinglichen Preisen, von Luxushandtaschen bis hin zu exquisitem Schmuck.

Wer gebrauchte Kinderkleidung kauft, profitiert auch gesundheitlich: Bereits getragene Kleidung ist oft weniger mit Chemikalien belastet, da diese bei jedem Waschgang abgebaut werden.

Nachhaltige Textilien – in der EU ein großes Thema

Nachhaltige Mode rückt sowohl national als auch international immer mehr in den Fokus. Die Europäische Kommission hat im März 2022 mit ihrem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft eine frische Initiative ins Leben gerufen. Ziel ist es, Textilien langlebiger, leichter reparierbar, wiederverwendbar und besser recycelbar zu gestalten, während man sich gegen die „Fast Fashion“-Bewegung stellt und Brancheninnovationen unterstützt. Die EU-Strategie enthält aktualisierte Ökodesign-Richtlinien für Textilien, transparentere Konsumenteninformationen, einen elektronischen Produktführerschein und einen Appell an Firmen, aktiv zu werden und ihren grünen Fußabdruck zu verringern.

Die europäischen Parlamentarier präsentierten am 1. Juni 2023 schärfere EU-Richtlinien, um die überbordende Textilproduktion und den Konsum zu kontrollieren. Der Parlamentsbericht betont, dass in der Textilproduktion sowohl Menschen-, Arbeits- und Sozialrechte als auch der Schutz von Umwelt und Tieren gewährleistet sein sollten.

Obwohl noch unklar ist, welche dieser Richtlinien gesetzlich festgehalten werden, zeigt sich ein klarer Trend zu einer umweltbewussteren Textilbranche.

Nutzung und Reinigung von Kleidung bieten weitere Potenziale


Einen grünen Fußabdruck zu hinterlassen, geht über den Kauf von Secondhand-Waren hinaus. Eine ausgezeichnete Strategie für besondere Events ist das Mieten oder Ausleihen von Outfits, um Kleiderschrank-Leichen zu vermeiden. Es gibt mittlerweile zahlreiche Online-Services, die solche Anziehsachen temporär zur Verfügung stellen.

Nachhaltigkeit zeigt sich auch darin, Mode länger zu tragen, kleinere Schäden zu flicken oder alte Stücke kreativ umzugestalten. Mit einer Vorliebe für „Slow Fashion“ können Konsumenten dem rasanten Tempo der Modebranche entkommen und den Kauf von "Fast Fashion"-Produkten reduzieren. Wenn Kleidung ausgedient hat, sollte sie idealerweise in entsprechenden Recyclingeinrichtungen landen. Es ist wichtig, Sammelstellen zu wählen, die ethische und umweltfreundliche Standards einhalten.

Was viele nicht wissen: In Deutschland werden pro Jahr beeindruckende Mengen an Waschmitteln und Weichspülern verbraucht - 600.000 Tonnen beziehungsweise 250.000 Tonnen. Viele dieser Produkte sind nicht nur teuer, sondern auch umweltbelastend. Öko-Waschmittel mit Auszeichnungen wie dem „Blauen Engel“ oder dem EU-Ecolabel setzen sich für eine bessere Umweltbilanz ein, indem sie beispielsweise auf schädliche Substanzen verzichten. Weichspüler, obwohl sie der Wäsche ein angenehmes Gefühl verleihen, sind in Wahrheit nur eine Mischung aus Chemikalien und Düften, die potenziell Allergien auslösen und die Umwelt belasten können. Das Weglassen von Weichspülern ist daher ein bedeutender Beitrag zu einem umweltbewussten Lebensstil.

 

 

Foto Credit: Onur Bahçıvancılar auf Unsplash




 

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