+ Also ist es für dich auch spannend zu sehen, wie die Kundinnen deine Mode neu interpretieren? 

Ja klar, das ist total schön. Man muss meine Mode nicht immer eins zu eins übernehmen - mit Nahtstrumpfhosen und Nylonstrümpfen - ganz im Gegenteil. Ich finde es viel interessanter, wenn Kundinnen meine Teile völlig neu kombinieren. 


+ Gibt es da eine Altersgrenze - ob nun nach unten oder oben?

Nein, gar nicht! Es kommen ganz, ganz junge Mädels zu uns, die noch gar nicht das entsprechende Dekolleté haben, aber trotzdem eine Korsage tragen wollen. Unsere älteste Kundin ist 82 Jahre alt.


+ Wo liegen aus deiner Sicht die Vorteile, wo die Nachteile, wenn man sich, wie du, stark auf einen bestimmten Typ Frau, bzw. eine Stilrichtung konzentriert?  

Über Nachteile denke ich nicht nach. Der Vorteil liegt ganz klar im Wiedererkennungswert. Der Kunde läuft ja generell erst mal zwei, drei Mal an den Kleidern vorbei, bevor er sich vielleicht entscheidet, etwas zu kaufen. Darum ist es ganz, ganz wichtig, dass deine Mode in Erinnerung bleibt. Toll ist es, wenn beim Kunden der Gedanke auftaucht: Ah, das hab ich doch schon mal gesehen!

In einer Kollektion sollte, auch saisonübergreifend, immer ein roter Faden zu erkennen sein. Wenn ein Einkäufer auf dich aufmerksam wird, aber sieht, dass du ständig was Neues machst, dann brauch er länger, um sich ein Bild deines Stils zu machen. Selbst wenn die Schnitte sich nicht so stark verändern, kann man mit neuen Mustern, Farben und Stoffen trotzdem frisch und neu bleiben. Viele Jungdesigner machen den Fehler, sich jede Saison eine komplett neue Kollektion in den Showroom zu hängen. Nur erinnert sich noch nicht mal jemand an die Letzte. Das habe ich anfangs auch gemacht, bis ich gemerkt habe, dass die Kunden ganz explizit nach alten Modellen gefragt haben.


+ Glaubst du, dass es für deine Art von Mode irgendwann mal einen Sättigungspunkt bei den Kunden gibt?

Nein, das ist doch ein Klassiker! Genau wie der Collegegirl-Look oder das Schottenkaro. Das kommt jedes Jahr.


+ Wenn du auf deinen bisherigen Werdegang zurückblickst und ein Fazit ziehen müsstest, welches wäre das?

Man sollte definitiv auf Qualität achten. Natürlich ist es auch wichtig, zu fairen Bedingungen zu produzieren. Ich beispielsweise produziere alles in Österreich. Auch wenn das von den Kapazitäten her bald wohl nicht mehr so möglich sein wird. Ansonsten hast du nicht nur als Hersteller eine große Verantwortung, sondern du musst dich auch als Chef immer benehmen. Das bedeutet sei pünktlich und vor allem nett zu deinen Mitarbeitern.


+ Was ist dein persönlicher Tipp für die Modeneulinge von heute?

Die Tauglichkeit für die Modewelt ist auf jeden Fall eine Charakterfrage. Es gibt sicher ein hohes Potenzial an kreativen Talenten, die dann aber einfach nicht hart genug sind für den Job. Dafür braucht man schon eine dicke Haut. Aber wenn Charakterstärke und Talent zusammenpassen und du dann auch noch den finanziellen Atem hast, eine Bank oder einen Investor zu überzeugen, dir Geld zu leihen, dann muss es doch klappen ? oder?


Mehr Informationen zum Modelabel Lena Hoschek findest du hier >>

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