Moderedakteurin Katharina Marisa Flick lebt in Berlin und schreibt über das, was andere gerne in Frauenzeitschriften und Promimagazinen lesen. Sie hat eine bekennende Schwäche für Pünktchen, Männer in Hosenträgern und Eisberge (vorzugsweise mit Geschmacksrichtung). Fehltritte in Sachen Mode sind auch ihr nicht fremd und daher berichtet Katharina uns jeden Mittwoch von Stilsicherheit und wie man sie erfolgreich umgeht.


Mittwoch, 09. Mai 2012

Brauchen wir nicht alle einen Spleen?

Seitdem ich zum ersten Mal Meg Ryans minutenlange Bestellung eines simplen Stück Apfelkuchens in Harry und Sally verfolgt habe, wollte ich nichts mehr, als einmal eine ebenso umfangreiche Instruktion abzugeben. Leider ist es mir allerdings herzlich egal, ob das Eis nun auf, neben, unter oder über meinem Apfelkuchen platziert wird – Hauptsache es gibt Eis!

Jahrelang habe ich mich also für völlig spleenfrei gehalten und schweren Herzens gelernt, damit zu leben... bis Gott sei dank eines Tages Starbucks und Co. Einzug in mein Leben hielten. Während man sich früher maximal zwischen einer Tasse oder einem Kännchen Kaffee entscheiden musste und einem mit viel Glück auch diese Wahl von einer freundlichen Bedienung erleichtert wurde, die brüllend klarstellte: „Draußen nur Kännchen!“, hat man heute eine ganze Vielzahl an Entscheidungen zu treffen. Welcher Kaffee? Welche Größe? Mit welcher Milch? Darf es noch ein Shot oder Syrup sein?

Mag dies bei einigen Menschen zu akuter Überforderung führen, war es für mich die Chance, doch noch auf den Spleen-Zug aufzuspringen und meine neu erworbene Macke in vollen Zügen auszukosten. Stotterte ich mich bei meiner ersten Bestellung noch unsicher durch sämtliche Fragen, kann ich heute ganz frei: „Einen Caramel Macchiato in tall mit fettarmer Milch, ohne Sahne, aber mit extra Karamellsoße zum Mitnehmen“ bestellen, ohne mich auch nur zu verhaspeln.
Und tatsächlich gewöhnt man sich an solche Sperenzchen. Erst neulich habe ich mich dabei ertappt, wie ich statt nach einem einfachen Aperol Spritz zu fragen, einen „Weißwein mit Aperol und einem Spritzer Mineralwasser auf Eis, bitte“ bestellt habe  - Ein Riesenspaß!!

Ich möchte darum hiermit die Gelegenheit nutzen und mich bei Sally bedanken – der Königin aller Macken und Spleens, der Vorreiterin aller noch so komplizieren Bestellungen, die bei den meisten Männern verständnislose Blicke hervorrufen und vielen leidgeprüften Kellnerinnen ungläubiges Kopfschütteln abverlangen. Denn eines ist sicher: Jeder Mensch sollte eine kleine Macke haben!