Moderedakteurin Katharina Marisa Flick lebt in Berlin und schreibt über das, was andere gerne in Frauenzeitschriften und Promimagazinen lesen. Sie hat eine bekennende Schwäche für Pünktchen, Männer in Hosenträgern und Eisberge (vorzugsweise mit Geschmacksrichtung). Fehltritte in Sachen Mode sind auch ihr nicht fremd und daher berichtet Katharina uns jeden Mittwoch von Stilsicherheit und wie man sie erfolgreich umgeht.


Mittwoch, 11. Januar 2012

Wenn die Nena mit dem Xavier...

Als mir vor Kurzem eine Einladung zu den Live-Shows von The Voice of Germany ins Haus flatterte, konnte ich nicht widerstehen, mich für die Sendung und nachfolgende Gespräche mit den Kandidaten anzumelden. Was mich allerdings wirklich überraschte, war die Begeisterung meiner Mitmenschen, von denen anscheinend ein großer Teil bereits Fan der Sendung war. Ich für meinen Teil war einfach gespannt auf die verrückten Outfits der Talente und die schmissigen Kommentare der Coaches.

Am Freitag war es dann soweit. Ich hatte mich nach langem Hin und Her für ein Outfit entschieden und brav Dauerlächeln geübt – kann ja immer sein, dass man versehentlich vor die Kamera gerät und dann muss man ja nun bitteschön auch entsprechend begeistert aussehen.
Im Studio angekommen, war ich froh über die Wahl meiner Fellweste und ärgerte mich aufgrund vorherrschender Minusgrade, auf meine Thermostrumpfhose verzichtet zu haben. Unglücklicherweise wurden wir dann auch noch erst zu Beginn des amüsanten Aufwärmprogrammes darauf hingewiesen, dass Pipi-Pausen ein No-Go seien und unser Platz die nächsten 3,5 Stunde tunlichst unser einziger Aufenthaltsort sein sollte. Gut, dass ich mir vorher noch einen  3-Liter Coffee-to-go gegönnt hatte, um dank Koffeinrausch auch nichts zu verpassen.

Aber gut, zurück zur Show: Wie abgesprochen ertönte bei dem Auftritt der Coaches tosender Applaus. Der Anheizer wedelte wie wild mit seinem Zettel und das Publikum rastete, wie vorher geübt, brav völlig aus. Toll. Ein bisschen wie bei einem Zirkusdompteur. Wissend lächelnd saß ich also leicht überheblich guckend auf meinem Platz und machte mir gedanklich Notizen über die Outfits der Zuschauer. Doch kaum ertönte der erste Song, machte es bei mir plötzlich „klick“ und der Zynismus blieb mir im Halse stecken. Vergessen waren die 3 Liter Kaffee, der Schnupfen von der Klimaanlage und das unmögliche Outfit des Mädchens drei Reihen vor mir, stattdessen ertappte ich mich bei frenetischem Jubel und angespanntem Mitfiebern. Innerlich sprang auch ich vor Begeisterung mit Nena vom Stuhl und streckte wie Rea eine zum Sieg geballte Faust in die Luft.

Noch ganz erschöpft vom Mitfiebern wurden wir direkt nach der Show zu den Kandidaten gebracht. Schon während des Spektakels hatte ich den Paradiesvogel Percival zu meinem neuen Lieblingstalent erkoren...

Ein vom Adrenalin noch total aufgeputschter Kandidat und eine mit zusammengekniffenen Beinen dasitzende Redakteurin – ein lustiges Bild müssen  wir zwei abgegeben haben, bevor wir uns einigten, dass Percival erstmal eine Zigarette rauchen geht, ich mich frisch mache und wir danach einen Wein auf seinen Auftritt und die toll geschminkten Augen trinken. Bei dem einen Wein ist es nicht geblieben und ich kann nur sagen, ich freue  mich schon jetzt auf nächste Woche, eine neue Show mit neuen verrückten Outfits von Kandidaten und Zuschauern und ich mittendrin - nur  diesmal ohne 3 Liter Kaffee davor.