Moderedakteurin Katharina Marisa Flick lebt in Berlin und schreibt über das, was andere gerne in Frauenzeitschriften und Promimagazinen lesen. Sie hat eine bekennende Schwäche für Pünktchen, Männer in Hosenträgern und Eisberge (vorzugsweise mit Geschmacksrichtung). Fehltritte in Sachen Mode sind auch ihr nicht fremd und daher berichtet Katharina uns jeden Mittwoch von Stilsicherheit und wie man sie erfolgreich umgeht.


Mittwoch, 29. Februar 2012

Wann ist ein Mann ein Mann?

Eigentlich wundert mich in der Modewelt ja wirklich gar nichts mehr, weder hat es mich verstört, als ich zum ersten Mal vor Marc Jacobs stand und dieser in seinem Schottenrock mehr Bein zeigte,  als ich jemals sehen wollte und auch als Marcel Ostertag bei der diesjährigen Fashion Week wieder in seiner eigenen Frauenkollektion über den Laufsteg gestöckelt ist, habe ich artig applaudiert. Nein, in der Mode ist alles erlaubt und wenn der asiatische Modeblogger in der dritten Reihe neben mir mit goldenen Ballerinas herumlaufen möchte – bitteschön.

Aber was mich wirklich verwirrt, ist wenn sich diese metrosexuellen Auswüchse  in meinen außer-modischen Lebensraum schleichen. Warum muss der Mann, der morgens immer mit mir im Bus zur Arbeit sitzt, tief dekolletierte T-Shirts tragen – so viele Details zu den Rasiergewohnheiten anderer Menschen noch vor dem ersten Kaffee müssen doch nun wirklich nicht sein. Ganz ehrlich, liebe Herren der Schöpfung, ich weiß nicht, wer euch eingeredet hat, dass Frauen das attraktiv finden, aber derjenige muss ein echter Spaßvogel gewesen sein. Ich kenne jedenfalls keine Frau, die bei einem Mann, der mehr Brust zeigt als Gina Lisa, entrückt lächelt.

Aber damit nicht genug. Nein! Als ich letztens mit einer Freundin frühstücken war, saß neben uns eine männliche Viererrunde, die man sonst eher an der Currywurstbude oder auf dem Fußballplatz erwartet hätte und nippte genüsslich an ihrem Cappuccino, während sich die Herren über den neusten Tratsch aus der Uni austauschten ... Nicht einmal auf den Mädelsbrunch kann man mehr die alleinige Hoheit beanspruchen. 

Tja und am Freitag erlebte ich bei einer großen Filmveranstaltung der Berlinale dann den Supergau. Nichts ahnend schaute ich mich im Raum um und musste mit Entsetzen feststellen, dass nun auch noch die letzte „Sex and the City“-Domäne annektiert wurde – Jungs, die mit Hingabe Cosmopolitans schlürfen – ernsthaft? Nur um eines klarzustellen, ich möchte hier kein Plädoyer auf Machos halten, aber genug ist genug. Ich für meinen Teil werde am nächsten Freitag als Gegenprogramm erst einmal zu einem Fußballspiel in eine Kneipe gehen -  in der hoffentlich niemand weiß, wie man jegliche Art von Cocktails überhaupt zubereitet.