Moderedakteurin Katharina Marisa Flick lebt in Berlin und schreibt über das, was andere gerne in Frauenzeitschriften und Promimagazinen lesen. Sie hat eine bekennende Schwäche für Pünktchen, Männer in Hosenträgern und Eisberge (vorzugsweise mit Geschmacksrichtung). Fehltritte in Sachen Mode sind auch ihr nicht fremd und daher berichtet Katharina uns jeden Mittwoch von Stilsicherheit und wie man sie erfolgreich umgeht.


Mittwoch, 04. April 2012

Ist das Kunst oder kann das weg?

Wer jetzt eine fetzige 1. April-Kolumne, gespickt mit intellektuell anspruchsvollen Witzchen erwartet, kann hier direkt wieder aufhören zu lesen – gibt es nicht!
Erstens finde ich diese Scherze blöd, was daran liegen mag, dass ich grundsätzlich immer die erste bin, die darauf reinfällt, und zweitens war ich am ersten Tag des Aprils ohnehin mit ganz anderen, viel wichtigeren Dingen beschäftigt – nämlich mit der Jagd nach Schnäppchen. Denn dank des schönen Wetters war die Flohmarkt-Saison wieder eröffnet. Hurray!

Vor lauter Vorfreude hatte ich allerdings ganz vergessen, warum manche Menschen bei dem Gedanken an Flohmarktklamotten die Nase rümpfen. Denn auch diesmal waren, neben tollen Vintage-Ständen und bezaubernden Kuriositäten, auch die mir verhassten Flohmarkt-Querulanten dabei. Das ist eine fiese Randgruppe, die noch nicht bemerkt hat, dass eine pinkfarbene  Elefanten-Gieskanne kultig ist, ein kaputter Pulli aber nicht. Wie oft stand ich schon vor einem  leicht zerrupft wirkenden, aber sicherlich nur von mir laienhafter Weise  nicht wertgeschätzten Stück Ex-Plakatwand, das für den Schnäppchenpreis von 27 Euro den Besitzer wechseln sollte und habe mich gefragt: „Ist das Kunst oder kann das weg?“

Andererseits, es zwingt einen ja keiner, diese kreativen Ergüsse zu kaufen, also lassen wir den Künstlern ihre Spielwiese. Wo bei mir allerdings der Spaß aufhört, sind die Stände, an denen Sachen verkauft werden, die ich nicht einmal mehr guten Gewissens in die Altkleidertonne schmeißen würde – völlig durchgelatschte Schuhe, zerlöcherte Pullover und T-Shirts mit Kaffeeflecken... Wer kauft denn so etwas?! Heißer Favorit der Anti-Flohmarkt-Fraktion war bei diesem Besuch eindeutig ein selbst designtes T-Shirt, bei dem man offensichtlich versucht hatte, die vorhandenen Flecken einfach herauszuschneiden – sehr überzeugend!

Trotz dieser Querulanten oder vielleicht auch gerade deswegen, bleibe ich jedoch glühender Fan des bunten Treibens, denn irgendwie gehört ein Bummel über den Flohmarkt zu einem sonnigen Sonntag dazu, genau wie der Tatort und ein ausgedehntes Frühstück – und wenn man mal ganz ehrlich ist, ist ja schließlich auch nicht jeder Tatort ein Knaller, oder?