Moderedakteurin Katharina Marisa Flick lebt in Berlin und schreibt über das, was andere gerne in Frauenzeitschriften und Promimagazinen lesen. Sie hat eine bekennende Schwäche für Pünktchen, Männer in Hosenträgern und Eisberge (vorzugsweise mit Geschmacksrichtung). Fehltritte in Sachen Mode sind auch ihr nicht fremd und daher berichtet Katharina uns jeden Mittwoch von Stilsicherheit und wie man sie erfolgreich umgeht.


Mittwoch, 30. November 2011

Advent, Advent...

Letzte Woche stand ich noch bibbernd am roten Teppich von „Der gestiefelte Kater“ und habe auf ein kleines Statement von Antonio Banderas und Salma Hayek gewartet und am Wochenende ging es schon zum Kontrastprogramm zu Oma nach Norddeutschland – wenn das keine Abwechslung ist!

Während die Mädels Herrn Banderas zu Füßen lagen und wahrscheinlich ihren linken Arm abgehackt hätten, um ihn einmal anfassen zu dürfen, fragte mich meine Oma kokett: „Anton wer?“  Viel mehr interessierte sie die Frage, ob ich die neue CD von Hansi Hinterseher schon kennen würde. Nee, kenn' ich nicht, ist aber auch egal, weil ich mit meiner Antwort eh viel zu lange brauchte und meine Oma sich in der Zwischenzeit schon auf das nächste Thema gestürzt hatte: Florian Silbereisen und seinen schwarzen Anzug, den er in der letzten Ausgabe ihrer favorisierten Volksmusiksendung getragen hat. „Als wenn der zur Hochzeit wollte, sah der aus. Mit Schlips. In rot! Ja wo kommen wir denn da hin?“, beschwerte sich meine Oma. "Von einem so modischen jungen Mann hätte ich da ein bisschen mehr erwartet. Der sollte sich mal einen...“ - „Stylisten zulegen“, versuchte ich ihren Satz zu vollenden. „Ach Kind so ein Tüddelkram, einen neuen Anzug hätte der sich besser mal gekauft!“

Nachdem wir die Kleiderfrage in der Volksmusik also mehr oder weniger erfolgreich hinter uns gelassen  hatten, kamen wir endlich zum wesentlichen Teil des Besuches: dem Essen. Nachdem wir uns durch ein Raclette für eine ganze Schiffscrew gefuttert hatten und ich mit errötetem Gesicht und ausgestrecktem Bauch auf meinem Stuhl saß, wurde erst einmal eine Runde Alibi-Verdauungs-Schnaps ausgeschenkt. Von wegen Verdauung, Schnaps auf Rotwein fördert vor allem eins: die Stimmung. Beschwingt wie ich war, konnte ich sogar den fetzigen Weihnachts-Hits einiges abgewinnen und auch meine Oma wippte so fröhlich auf ihrem Stuhl, dass sie fast die Weihnachtsdekoration umgeschmissen hätte. Getanzt wurde zwar nicht, aber wunderbar schräg mitgesungen – Textsicherheit wird eh völlig überbewertet.

Dem vielen Verdauungsschnaps sei Dank, hatte ich am nächsten Tag prompt wieder Platz für Adventsbrunch und die figurfreundliche Kombination aus Zimtsterneis, Vanillekipferl und Omas Süßigkeiten, bevor ich mich mit Hilfe der Deutschen Bahn auf den Rückweg nach Berlin machte.
Tiefenentspannt von dem wunderbaren Familienwochenende, störte es mich dann auch gar nicht, als sich auf einmal von der Seite ein kleiner Finger in meine Hüfte bohrte und der Finger tönte: „Lustig, bei dir kann man ja überall wackeln...“ -  Bitte?! Stimmt ja gar nicht!! Das ist nur, weil gerade Plätzchenteig durch meine Venen fließt und weil mein Kleid rosa ist und Jungs kein Rosa mögen und sich deswegen an dem Kleid rächen wollen oder aus einem anderen sehr schlüssigen Grund, der mir bald einfällt und über den Horizont eines 4-Jährigen hinausgeht. „Pah! Wackeln! Du wackelst“ antwortete ich also, wie immer sehr eloquent, drehte mich beleidigt Richtung Fenster und dachte wahrscheinlich das gleich wie Oma gestern: „Tsss, die Jugend von heute!“