Moderedakteurin Katharina Marisa Flick lebt in Berlin und schreibt über das, was andere gerne in Frauenzeitschriften und Promimagazinen lesen. Sie hat eine bekennende Schwäche für Pünktchen, Männer in Hosenträgern und Eisberge (vorzugsweise mit Geschmacksrichtung). Fehltritte in Sachen Mode sind auch ihr nicht fremd und daher berichtet Katharina uns jeden Mittwoch von Stilsicherheit und wie man sie erfolgreich umgeht.


Mittwoch, 21. Dezember 2011

London Calling

Vergangenes Wochenende war ich endlich mal wieder in der Hauptstadt der zu kurzen Röcke, der Perfektion des “Presswurst”-Looks und des nicht vorhandenen Kälteempfindens. Und was sollte man in jeder großen Stadt der Welt am letzten Samstag vor Weihnachten tunlichst vermeiden? Richtig, Shoppen in der Innenstadt. Jetzt die Preisfrage: Was habe ich wohl am Samstag in London gemacht...? Yep. Genau das....

Mit schwerem Schädel von der Weihnachtsfeier am Vortag habe ich mich erst einmal mit einigen Freunden zu Rühreiern, Orangensaft und Promi-Watching in Primrosehill getroffen. Dort, wo man tatsächlich das Gefühl hat, Jude Law könnte an der nächsten Straßenecke jemanden mit der Nanny betrügen oder Sienna Miller und Kate Moss würden plappernd mit einem Coffee to go und großen Sonnenbrillen die Strasse herunterspazieren, bereitete ich mich seelisch auf den Showdown in der Innenstadt vor.

Gestärkt durch das Frühstück beschlossen wir in einer Kamikaze-Selbstmordähnlichen-Mutprobe, den Samstag auf der Oxfordstreet zu verbringen... Großartige Idee, wenn man auf Menschenmassen steht und mit einer engelsgleichen Geduld gesegnet ist – was beides so überhaupt gar nicht auf mich zutrifft. In meiner Shoppingwelt regiert das Recht des Stärkeren und daher stürzte ich mich stattdessen in wenig weihnachtlicher Kampfschwein-Manier ins Getümmel und eroberte Primark, Topshop und Miss Selfrides im Sturm. Dabei ist mir übrigens aufgefallen, dass Ellbogen völlig unterschätzt werden - so unglaublich nützliche Körperteile!

Am Abend war ich auf einer kleinen Weihnachtsfeier bei Freuden eingeladen, bei der zunächt panisch alle Geschenke für „Secret Santa“ einpackt wurden, um sie fünf Minuten später wieder aufzureißen und sich über die kleinen nutzlosen Dinge zu freuen, die man halt beim Wichteln verschenkt.
Was ich jedoch seit meinem letzten Besuch in London vergessen hatte, ist die beispiellose Feierfreudigkeit der Engländer. Abends im Pub im trendigen Osten von London kam ich mir zeitweise ein wenig vor wie bei einer Brautschau. Eigentlich wartete ich nur noch darauf, dass aus dem Nichts ein Auktionator auftaucht und schreit: "Hier die junge Dame mit dem schwarzen Federkleid, frisch eingetroffen aus Deutschland, bis auf kleinere Mängel im einwandfreien Zustand - erste Gebote die Herren?"

Ganz soweit kam es zwar nicht, aber mit dieser höchst amüsanten Vorstellung im Kopf ließ sich das biergetränkte Balzverhalten der mehr als beschwipsten Engländer eindeutig besser ertragen. Schlussbilanz des Abends waren dann 10 Federn weniger am Kleid, dafür mindestens 5 neue Flecken auf dem Mantel, Unmengen neuer "Freunde" , deren Namen ich leider wieder vergessen habe und die Erkenntnis, dass man sehr wohl Wodka und Cola mischen kann.
Trotz oder vielleicht gerade Dank dieses spaßigen Ausflugs in die Londoner Unterwelt, freute ich mich am Sonntag auch wieder auf den Heimflug nach Berlin - genug Abenteuer für ein Wochenende.