VerFLICKst & zugenäht - Folge 1 ++
Prada hin, Dior her... Wie viel kostet Stilgefühl?
Als ich letztes Wochenende zwischen zahlreichen Koffern im Zug auf dem Weg von Berlin nach Hamburg auf dem...
Moderedakteurin Katharina Marisa Flick lebt in Berlin und schreibt über das, was andere gerne in Frauenzeitschriften und Promimagazinen lesen. Sie hat eine bekennende Schwäche für Pünktchen, Männer in Hosenträgern und Eisberge (vorzugsweise mit Geschmacksrichtung). Fehltritte in Sachen Mode sind auch ihr nicht fremd und daher berichtet Katharina uns jeden Mittwoch von Stilsicherheit und wie man sie erfolgreich umgeht.
Mittwoch, 24. August 2011
Prada hin, Dior her... Wie viel kostet Stilgefühl?
Als ich letztes Wochenende zwischen zahlreichen Koffern im Zug auf dem Weg von Berlin nach Hamburg auf dem Gang hockte – das Geld für den Sitzplatz hatte ich lieber in eines dieser tollen Frappuccino-Caramel-Figurtötungs-Kommandos investiert - saßen mir gegenüber zwei Mädchen mit ihren Prada Täschchen und plauderten über die Dinge, die ihnen auf der Seele lagen - ihren nächsten Urlaub auf den Bahamas, den Pöbel in der Bahn und die nicht vorhandenen Segelschuhe ihrer Jura-Kommilitonen - für sie natürlich ein echtes No-Go.
Irgendwie kamen mir die beiden bekannt vor und während ich angestrengt nachdachte, wann ich das letzte Mal auf einer Party von verwöhnten Kindern reicher Juristen war, packte die eine der beiden doch tatsächlich ihr Schminketui aus und begann sich in aller Seelenruhe mit dem grauen Chanel Nagellack ihre Fingernägel anzumalen, nach dem ich letzte Saison verzweifelt gesucht hatte. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass die freundliche Dame mit dem aufgestellten Hemdkragen gerade MEINEN Nagellack auftrug, war ich überrascht von so viel Dreistigkeit.
„Außen hui, innen pfui“ würde meine Oma jetzt sagen – und wo sie Recht hat, hat sie Recht. Nicht erst seit Britney Spears und Mariah Carey wissen wir schließlich, dass Stil nicht käuflich ist. Mal abgesehen davon, dass es sicherlich nicht die beste Idee war, Mariah in ihre Kleider einzunähen und ich den Stylisten schlichtweg gemein finde, der Britney geraten hat, den Bauchfrei-Look auch nach den Neunzigern noch weiter zu zelebrieren, kann man an dem Beispiel doch wunderbar feststellen, dass Geschmack keine Frage des Geldes ist. Man würde ja schließlich auch nicht Edelschokolade in Kaviar dippen – nur weil beides teuer ist. Vielmehr liegt beim Kochen und Einkaufen das Talent doch im Mischen und Kombinieren von Zutaten ... und das sage ich jetzt nicht nur, weil ich grundsätzlich etwas aus dem Kochrezept vergesse und darum alle Zutaten nach Gefühl im Topf landen. Geld ausgeben kann schließlich jeder, aber aus wenig viel machen, das ist doch die wahre Kunst. Nichts schmeckt schließlich besser als der Restauflauf nach einem Raclette-Abend. Und auch in der Mode gilt meiner Meinung nach die Devise - Mischen was das Zeug hält!
Kurz vorm Aussteigen ist mir übrigens auch wieder eingefallen, woher ich die beiden Mädchen aus der Bahn kannte - nämlich gar nicht. Sie hatten einfach nur eins zu eins das Outfit aus der Modezeitschrift kopiert, die während der Fahrt auf meinem Schoß lag – soviel zum Thema „eigener Stil“. Sofort fühlte ich mich wieder in meine Teenagerzeit zurückversetzt, als meine Freundin und ich auch immer das gleiche T-Shirt anhatten - es war rosa und in Glitzerschrift stand „Angel“ darauf - und ja, das war damals total trendy!
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