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Modeklassiker & Stilikonen: Die Corsage
Die Corsage ++
Die verführerisch geschnürte und figurformende Konstruktion aus Stoff zaubert nicht nur eine schöne Wespentaille, sondern kann auf eine sehr lange Geschichte zurück blicken. Dieser Klassiker ist wohl einer der Ältesten und findet seinen Ursprung im 16. Jahrhundert. Als die perfekte Möglichkeit, die Weiblichkeit der Trägerin zu betonen, ist sie die Königin der Dessous: die Corsage.
+ Herkunft +
Der Ursprung der Corsage geht in die Renaissance, etwa Anfang des 16. Jahrhunderts zurück. Bereits zu dieser Zeit wurden Corsagen besonders von Edeldamen getragen. Je nach aktueller Mode wandelte sich das Leibstück über Jahre hinweg immer wieder in Form und Zuschnitt. Um 1530 nähte man teilweise metallene Verstärkungen in die Oberteile der Roben ein, mit dem Zweck, den Oberkörper stets aufrecht zu halten und, entsprechend der damaligen Mode, den Busen abzuflachen. Schließlich galt ein großer Busen als Zeichen niederen Standes und wurde nur von Bauernfrauen, Mägden und Ammen gezeigt.
Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstand das eigentliche, uns heute als Korsett bekannte Schnürmieder, welches sich durch eine besonders enge Schnürung auszeichnete. Zu damaliger Zeit wurde ein Korsett meist aus Leder und Fischgräten gefertigt, da diese Materialien der extremen Schnürung am besten Halt gewährten. Dank der typischen Formgebung verlieh das Korsett dem weiblichen Körper eine Sanduhr-Silhouette.
Als es in Frankreich en vogue wurde, den Busen zu stützen und zu zeigen, wanderte die Oberkante des Korsetts unter die Brust. Die Erfindung der Planchette, eine Haken- und Ösenleiste an der Vorderseite des Oberteils, welche um 1830 entstand, kam einer Revolution gleich, da sie das Anziehen des engen Schnürleibes extrem erleichterte. Der Übergang vom Korsett zur Corsage war fließend. Heute unterscheidet sich das Korsett insofern von der Corsage, als dass es im Rücken geschnürt wird.
Die Corsage formte die Silhouette der Frau noch weit bis ins frühe 20. Jahrhundert, wobei sich das Ausmaß der Betonung immer nach der aktuellen Modelinie richtete. Demnach konnte die Taille mal weiter oben, mal weiter unten geschnürt werden.
1990 sorgte der Designer Jean Paul Gaultier für Aufsehen, als er für Madonna’s Blonde Ambition Tour eine heiße Corsage mit extrem spitzen BH-Körbchen entwarf. Damals machte sie erstmals den Unterwäsche-Look in der Mode salonfähig. Sein Revival erlebte der Lingerie- Look im Frühjahr 2010, als zahlreiche Designer, wie Jean Paul Gaultier oder Karl Lagerfeld die Unterwäsche zur Oberbekleidung machten.
Die heutigen Corsagen sind meist weicher und etwas weniger einengend, als die früheren Korsetts. Heute schnüren sie den Körper nicht mehr ein, sondern stützen durch die, über die ganze Länge eingenähten Spiralstützen, die Brust optisch. Stützkorsetts werden noch vor allem im medizinischen Bereich eingesetzt.
+ Charakteristika +
Abgeleitet vom französischen Wort für Körper umschließt die Corsage eng den weiblichen Oberkörper und lässt die Schultern dabei frei. Seitlich versteckte Spiralfederstäbe geben der Corsage den nötigen Halt und machen es möglich, das Dessous auch ohne Träger zu tragen. Eine perfekt sitzende Corsage betont und formt die Oberweite der Trägerin gekonnt. Gleichzeitig ersetzt die Versteifung auch den BH.
Dank der kreativen Umsetzung verschiedener Modedesigner sind Corsagen mittlerweile auch als Oberbekleidung tragbar. Heute gibt es das ehemalige Stützmieder in sämtlichen Farben und Materialien. Mit frechen Rüschen, aus zarter Spitze, transparentem Chiffon oder bunt bedruckt, dient die Corsage heute mehr dem schönen Aussehen, als der Funktionalität.
+ Mythos +
Wer schön sein will muss leiden! So hieß es zumindest im 19. Jahrhundert, als Frauen noch regelrecht in ihre Kleider eingeschnürt wurden. Damals war das Schnürmieder noch zur extremen Taillenreduzierung gedacht. Je enger, desto besser. Das dachte sich auch die Engländerin Ethel Granger, die ihre Taille auf unglaubliche 32,5 Zentimeter einschnürte und es damit ins Guiness Buch der Rekorde schaffte.
+ Fazit +
Heute hat die Corsage nicht mehr viel mit ihrem ursprünglichen, körpereinschnürenden Vorfahr gemeinsam. Viele Designs und Farben bieten die Möglichkeit, Corsagen zu den unterschiedlichsten Anlässen zu tragen. Eines hat die Corsage jedoch auch heute mit ihren historischen Vorgängern gemeinsam: sie formt unseren Körper entsprechend einem gesellschaftlichen Idealbild.
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