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Designerbiografien & Modelegenden: Rei Kawakubo
Modebiografie - Rei Kawakubo ++
Lebensdaten: |
11. Oktober 1942 |
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Herkunftsland: |
Tokyo, Japan |
bekannt für: |
Unkonventionelle, radikale Kreationen mit intellektuell künstlerischem Ansatz |
Modezitat: |
„Nichts was zuvor gesehen wurde, nichts was zuvor wiederholt wurde..." |
+ Der Weg zum Erfolg +
Der erste Auftritt der japanischen Designerin Rei Kawakubo, 1981 zur Pariser Modewoche, sorgte für große Verstimmung bei der westlichen Presse. Sie bezeichneten ihre Mode, als postatomaren Fetzenlook und Hiroshima-Chic, durchlöcherte Pullover, unsaubere Säume und Nähte. Das alles, gepaart mit verwaschenem Schwarz und finster dreinblickenden, ungeschminkten Models, unterstrichen mit dem Sound eines schlagenden Herzens, war einfach zu viel. Damit hatte Rei Kawakubo ihr Ziel exakt erreicht. Sie wollte irritieren, übertreiben und eine neue ästhetische Optik der Weiblichkeit erfinden, die im absoluten Gegensatz zum beliebten Glamour des American Chic stand. Als erste Designerin griff sie damit das Thema der Anti-Mode auf, die persönliche und finanzielle Unabhängigkeit der Frau demonstrieren sollte, indem sie sich radikal von bestehenden Konventionen befreite.
Rei Kawakubo führte in ihrer Jugend selbst einen Kampf mit fernöstlichen Gesellschaftsnormen. Nachdem sie Kunst und Literatur an der Keiō-Universität in Tokyo studiert hatte, wäre das eigentlich schon das Ende ihrer beruflichen Karriere gewesen. Als Frau im Japan der Die Mode der 60er1960er hatte man nun zu heiraten und eine Familie zu gründen. Nicht Kawakubo, stattdessen arbeitete sie in der Marketingabteilung eines Chemiekonzerns und ab 1967 als freie Stylistin in Tokyo. Ihr Beruf und ihre Selbstständigkeit galten damals als ein Bruch mit den Traditionen des Landes.
1969 gründete sie das Modelabel Comme des Garçons, aus dem Französischen für wie Jungs. Da ihr die Gegenwärtige Mode missfiel und zu banal erschien, machte sie sich daran, ihre eigene Damenkollektion zu entwickeln. Obwohl sie nicht vom Fach war, wurde Kawakubos androgyne Mode in Tokyo bald sehr beliebt, so dass die Designerin ihren ersten Store eröffnete. Der Architekt Takao Kawasaki entwarf 1976 für sie einen sterilen weißgekachelten Raum, in dem nur ein paar Kleidungsstücke ausgestellt waren. Diese minimalistische Shop-Philosophie hat Comme des Garçons bis heute beibehalten.
Mitte der 70er Jahre lernt die damals 33-jährige den Avangarde Designer Yohji Yamamoto kennen und blieb bis Anfang der 90er mit ihm liiert. Er ermutigte und unterstützte Rei Kawakubo bei ihrer ersten Schau zur Pariser Modewoche 1981. Auf die negative Presse reagierte die Designerin trocken: Wenn die wüssten, wie schwer es war, der Maschine beizubringen, dass sie in unregelmäßigen Abständen eine Masche fallen lassen soll....
Doch so groß der Tumult der Presse auch war, ließen sich andere Designer, wie Martin Margiela oder Chloé, ebenfalls auf die neue philosophische Ästhetik ein. 1982 eröffnete der erste Store von Comme des Garçons in Paris. Zwei Jahre später lancierte Rei Kawakubo ihre erste Herrenmodelinie und 1994 eine eigene Parfumserie. Sie wurde zum Angelpunkt des zukunftsweisenden Modedesigns und zur Meisterin des Unvollkommenen. Für ihr unkonventionelles Design wurde sie zwei Mal mit dem Mainichi Newspaper-Award, Tokyo, ausgezeichnet. Die öffentlichkeitsscheue Designerin ist immer noch alleinige Besitzerin des Unternehmens, führt es zusammen mit ihrem Mann und rund 700 Mitarbeitern.
+ Modestil +
Nur schwer lässt sich der Stil der japanischen Designerin in Worte fassen. Mode und Kunst werden in ihren Designs zu einer Symbiose mit philosophischen und poetischen Ideen. Inspiration kann für Rei Kawakubo ein Wort, ein Gefühl oder eine bestimmte Situation im Leben sein, die sie in sich aufnimmt und textil übersetzt. Jede Saison kreiert sie neue, radikale Avangarde-Mode, die frei von jeglicher Silhouette und von einem anderen Stern zu sein scheint.
Sie bricht mit Konventionen, verhüllt Frauen unter Schichten von zerschlissen anmutenden Stoffen und verwischt die Grenzen zwischen Mode und Körper. Mal deformiert sie den Körper mit Polstern an den unmöglichsten Stellen, so dass jegliche Proportion verschwindet, mal zeigt sie geometrische Kleider mit scharfen Konturen, die weder schmeichelnd, noch dekorativ sind, mal asymmetrische Designs, die wie Säcke vom Körper zu fallen drohen.
Die Mode von Rei Kawakubo ist ein exzentrisches Gesamtkonzept, das sich erst im großen Ganzen erschließt.
+Aktuell+
Da die Designerin auf jegliche kommerziellen Marketingmaßnahmen verzichtet und den Verkauf über Händler meidet, ist eines ihrer Projekte der Guerilla- Store. Für kurze Zeit mietet sie einen Laden in einem heruntergekommenen Viertel großer Städte, wie Berlin, Paris oder London und verkauft dort ihre Kleidungsstücke.
Rei Kawakubo kollaboriert regelmäßig mit anderen Modelabels. So entwarf sie für Fred Perry eigens eine Poloshirtkollektion, für H&M entwickelte sie eine Kollektion, die innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft war und für Louis Vuitton kreierte sie eine exklusive Taschenkollektion. Zusammen mit Hermés brachte Kawakubo 2013 eine Seidentuchkollektion heraus.
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