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Designerbiografien & Modelegenden: Martin Margiela
Modebiografie - Martin Margiela ++
Lebensdaten: |
09.04.1957 |
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Herkunftsland: |
Belgien |
bekannt für: |
Das Verschleiern seiner Person |
Modezitat: |
„The mystery around MMM-Fashion is growing bigger and bigger each time - thanks to silence.“ |
+ Der Weg zum Erfolg +
Nachdem er sein Modestudium an der Universität der schönen Künste in Antwerpen 1979 abgeschlossen hatte, arbeitete Martin Margiela als freier Stylist, bis ihm 1984 der Job als Designassistent bei Jean-Paul Gaultier angeboten wurde. 1987 verließ der belgische Modedesigner das französische Unternehmen und gründete sein eigenes Label unter dem Namen Maison Martin Margiela in Paris, auch MMM genannt.
Einmalig in der Modewelt ist Martin Margielas Anonymisieren seiner Person. Im Gegensatz zu vielen Designern, die einen regelrechten Kult um ihre Person inszenieren, bleibt Margiela stets unsichtbar. Er lässt sich nicht fotografieren, kommt nach seinen Modenschauen nicht auf den Laufsteg und gibt selten Interviews. Diese werden nur per Fax geführt und immer in der Wir-Form, auf Schreibmaschine geschrieben.
In der fast schon provokativen Art und Weise, wie sich der Designer der öffentlichen Modewelt ebenso wie der vermeintlich notwendigen Imagebildung entzieht, lässt sich seine Einstellung zur Modewelt erkennen. Er verhöhnt sie mit seinem identitätslosen Verhalten, welches sich in allen Bereich des Labels widerspiegelt. Mitte der 90er Jahre zeigte Maison Martin Margiela seine Herbst/Winterkollektion gleichzeitig in sieben Städten, darunter allen wichtigen Modemetropolen wie New, York, Mailand, Paris und London.
Auch als Künstler ist Martin Margiela bekannt. Seine erste Kunstpräsentation fand 1997 als Einzelausstellung im Boijmans van Beuningen Museum in Rotterdam statt. Im Laufe seiner Karriere hat er seine Arbeiten schon in zahlreichen Museen ausgestellt.
Das erfolgreiche Traditionslabel Hermès wurde 1998 auf Margiela und seine außergewöhnliche Sicht auf die Mode aufmerksam. Das Unternehmen zeigte sich von seinem Designtalent so fasziniert, dass man Margiela als Chefdesigner der Damenlinie bei Hermès verpflichtete. Nach einer fünfjährigen Zusammenarbeit verließ der Designer das Label auf eigenen Wunsch und wurde von Jean-Paul Gaultier abgelöst.
Das Unternehmen Maison Martin Margiela wurde 2002 von der Diesel-Gruppe übernommen. Aufgrund des Drucks seitens Diesel, die Kollektionen kommerzieller zu gestalten und den daraus resultierenden Konflikten, verließ Martin Margiela die Firma im Jahre 2009. Margiela bat den belgischen Modedesigner Raf Simons mehrmals darum, die Leitung des Labels zu übernehmen, doch dieser lehnte ab und so wird das Label fortan von einem, wie könnte es anders sein, anonymen Designteam fortgesetzt.
+ Modestil +
Der Belgier gilt in Modefachkreisen schon lange als moderner Dekonstruktivist und reiht sich stilmäßig in die Riege der japanischen Dekonstruktivisten Rei Kawakobu und Johji Yamamoto ein. Doch Martin Margiela nimmt das Wort Dekonstruieren wörtlich und zerschneidet alte Kleider, die er wieder neu zusammensetzt. Er verschiebt Proportionen zu einem unharmonischen Gesamtbild und verwendet die außergewöhnlichsten Materialien, wie Spiegelfliesen oder Papier, für seine Entwürfe.
Margiela liebt es, mit seiner Mode zu provozieren und so rückt er nicht das fertige Kleidungsstück in den Vordergrund, sondern den Entstehungsprozess. Dabei zeigt er alles, was sonst verborgen bleibt. Er dreht Nähte, Futter und Schulterpolster nach außen, lässt Kreidemarkierungen stehen und entfernt überstehende Fäden nur sporadisch. Er lässt Säume offen, schneidert offensichtlich alte Entwürfe originalgetreu nach oder streicht Kleider mit weißer Wandfarbe an. Das Abblättern der Farbe soll die Vergänglichkeit der Mode symbolisieren.
Generell spielt Weiß eine tragende Rolle im Hause Margiela. So besteht das Firmenlabel von Margiela aus einem schlichten, weißen Stück Stoff, welches lediglich eine schwarze Nummer in einem Kreis ziert, die für die jeweilige Kollektion steht. Auch alle Boutiquen von Maison Martin Margiela sind vom Boden bis zur Kaffeemaschine komplett in Weiß gehalten. Selbst seine Mitarbeiter sind vor der Faszination des Designers nicht sicher. Im Atelier von Maison Martin Margiela geht es zu wie in einem Labor. Der Designer lässt in seinem Kreativzentrum keine andere Farbe als Weiß zu und so arbeitet sein Designteam in einheitlich weißen Laborkitteln.
Wie alles an dem belgischen Modeschöpfer, sind auch die Modenschauen immer wieder ein Erlebnis, nicht nur, dass sie teilweise an den unglamourösesten Orten, wie Baustellen oder Stadtparks, stattfinden. Auch die Models müssen den Anonymiesierungstrend des Designers mitmachen. Sie werden mit Haaren oder Perücken, die das Gesicht verdecken, gezeigt, oder tragen Strumpfmasken und Sonnenbrillen, um sie unkenntlich zu machen. Selbst die Models in den Lookbooks werden mit schwarzem Balken über den Augen abgedruckt.
Martin Margiela will damit erreichen, dass der Mode die meiste Aufmerksamkeit zukommt und nichts davon ablenkt. Weder seine Person, noch die Persönlichkeit der Models.
+Aktuell+
Im November 2012 brachte Maison Martin Margiela eine Kollektion für den schwedischen Modegiganten H&M heraus. Die Capsule-Kollektion umfasste Mode und Accessoires für Männer und Frauen. Sicherlich hätte Martin Margiela einer so prominenten Kooperation niemals zugestimmt, doch das Designteam entschied sich dazu, das Angebot anzunehmen. Und zugegeben ist diese Art der Kooperation für ein Label, das jeher mit dem Image der Anonymität spielt, ein sehr ungewöhnlicher Schritt.
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