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Designerbiografien & Modelegenden: Azzedine Alaïa
Modebiografie - Azzedine Alaïa++
Lebensdaten: |
07.06.1940 |
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Herkunftsland: |
Tunesien |
bekannt für: |
Skulpturale Stretchkleider in Perfektion und Präzision |
Modezitat: |
„Wenn man den richtigen Weg gefunden hat, dann muss man nicht nach einem anderen suchen." |
+ Der Weg zum Erfolg +
1985 wurde Azzedine Alaïa gleichzeitig als bester Designer und seine Kollektion als die beste der Saison ausgezeichnet. Der öffentliche Auftritt des energetischen Designers, ist noch heute legendär. Zur Preisverleihung, an der Pariser Oper, ließ sich der 1,50 m große Tunesier von der Popikone Grace Jones auf die Bühne tragen und dankte damit allen großen Frauen, die ihn in seinem Leben unterstützt haben. Denn auf seinem Weg zu einem der bedeutendsten Couturiers unserer Zeit spielte vor allem die Frau eine entscheidende Rolle.
Geboren wurde Azzedine Alaïa in Tunesien. Zusammen mit seiner Zwillingsschwester Hafida wuchs er bei seiner Großmutter auf. Die beiden mussten schon sehr früh anfangen, ihren Teil zum Lebensunterhalt der Familie beizusteuern. So assistierte Azzedine der Hebamme Madame Pinneau als Geburtshelfer. Er entwickelte ein großes Gespür für den weiblichen Körper und entschloss sich, Bildhauerei an der École des Beaux-Arts in Tunis zu studieren.
Sein erstes Geld verdiente der junge Mann allerdings zunächst in einer Schneiderei, wo er die Modelle aus Pariser Modemagazinen nacharbeitete. 1957 zog Alaïa schließlich nach Paris und fand eine Anstellung bei der Couture-Legende Christian Dior. Nach nur fünf Tagen war das Engagement bei dem Modehaus allerdings schon wieder beendet und mit Beginn des Algerienkrieges, war der damals 18 jährige Nordafrikaner kein gern gesehener Gast mehr in der Modemetropole.
Glücklicherweise bot die Comtesse Nicole de Bélgiers dem jungen Mann Unterschlupf. Er durfte das Dienstmädchenzimmer bewohnen und kümmerte sich im Gegenzug um Kinder und Kleider der Familie. In diesem Zimmer entstanden seine ersten Entwürfe, zunächst nur für Freunde aus Tunesien und Bekannte der Comtesse. Die Dame des Hauses schätzte sein Talent und unterstützte den jungen Designer. Er war bei Familienempfängen dabei und wurde schon bald Teil der avantgardistischen Kunstszene. Er saß zusammen mit Picasso, Miró und Calder an einem Tisch, fasziniert von ihrem künstlerischem Schaffen und auf Druck von Simone Zehrfuss, der Frau eines bekannten Architekten, nahm er das Angebot von Guy Laroche an und lernte und arbeitete fortan in seinem Modeatelier.
Zwei Jahre später, konnte Alaïa mit der finanziellen Unterstützung von Simone Zehrfuss sein erstes Atelier in Paris beziehen und galt schon bald als absoluter Geheimtipp unter den Intellektuellen in Paris. Cécile Rothschild und Greta Garbo ließen sich Mitte der 60er Jahre von ihm Kleider auf den Leib schneidern, die sämtliche Schwächen des Körpers versteckten und nur die Schönheiten ihrer Form zur Geltung brachten.
Seine erste offizielle Kollektion stieß allerdings beim kommerziellen Publikum auf wenig Interesse. Erst 10 Jahre später, im Jahr 1980, traf er mit seinen minimalistischen Kreationen, gewagten Schnitten und aufregenden Silhouetten, die den weiblichen Körper zwar zeigten, ihn aber nicht entblößten den Zahn der Zeit.
Nur vier Jahre später trug ihn die große Kunstfigur Grace Jones auf Händen auf die Bühne. Einer der wenigen Preise, die Alaïa annahm, selbst die Ehrung von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy schlug er 2008 aus.
Bis Mitte der 90er Jahre entwarf Azzedine Alaïa seine zeitlosen, skulpturalen und körpernahen Kleider. Mit dem Tod seiner Zwillingsschwester wurde es jedoch ruhig um das kreative Genie. Erst ab dem Jahr 2000 präsentierte er wieder regelmäßig seine Designs, allerdings nur im kleinen, privaten Kreis.
+ Modestil +
Azzedine Alaïa ist bekannt dafür, dass er sich den Gesetzten des Modegewerbes widersetzt. Während andere Designer kurz vor den Modewochen panisch letzte Hand an ihre Entwürfe legen, lässt sich der tunesische Designer nicht unter Zeitdruck setzten. Ich bin fertig, wenn ich fertig bin. Künstlerisches Schaffen unter Druck und in großer Masse bezeichnet er als frivol. Seine erlesene Kundschaft wartet geduldig, um sich seine Kreationen in seinem Pariser Haus bei Tee und Gebäck anschauen zu dürfen.
Überraschen will der Designer mit seinen Entwürfen nicht mehr, denn seit über 40 Jahren ist er seinem Stil treu geblieben. Skulpturale Silhouetten, die sich auf Grund ihres körpernahen Schnitts wie eine zweite Haut an den Körper schmiegen, sind sein Markenzeichen. Farblich bewegt er sich nur selten von Weiß, Schwarz, Nude oder Creme weg.
Bis heute modelliert der Designer jedes Kleid selbst, legt Falte für Falte, steckt den Stoff direkt am Model ab, bis es seinem ästhetischen Ansprüchen genügt. Immer mit dem Gedanken, die weiblichen Formen hervorzuheben, und sie durch präzise Schnitte in ein sinnliches Kleid aus weichem Leder, feinem Jersey oder Seide zu hüllen.
+Aktuell+
Im Jahr 2007 fusionierte Azzedine Alaïa mit Prada. Doch nur kurze Zeit später kaufte er seine Anteile wieder zurück. Einzig die Produktion und den Vertrieb seiner Schuhkollektion überlässt er weiterhin dem Unternehmen Prada.
Mittlerweile gehört die Marke Azzedine Alaïa anteilig zur Compagnie Financière Richemont. Nach eigener Aussage gibt das Unternehmen dem Designer, der weder Interesse an Marketing, noch an öffentlichen Auftritten hat, den benötigten Freiraum für sein kreativen Schaffen. In Kooperation mit dem Schweizer Luxusgüterkonzern eröffnete 2013 der erste offizielle Store in Paris.
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