WOHNSTRICK - Die neue Leihgabe an die Möbeldesigner ++

Sessel, Stühle oder Lampen werden in Kombination mit überdimensionalen Strickmustern in diesem Jahr auf den Möbelmessen vorgestellt. Coole Idee für ein ziemlich warmes Material.

Die Grenzen zwischen den einzelnen Designbereichen verschwimmen immer mehr. Die Modedesigner inspirieren sich an der Architektur, bei Hussein Chalayan trugen Models schon ganze Wohnzimmereinrichtungen als Kleidung vom Laufsteg und die Möbeldesigner klauen sich Oberflächen und Materialen aus der Mode.

Probier´s mal mit Gemütlichkeit…

Ein bisschen Hüttenzauber verbreitet die Hockerparade von Textildesignerin Claire-Anne O´Brian in jedem Fall. Schon auf dem Royal College of Art spezialisierte sich die Irin auf Strick und stürzte sich nicht gleich auf die Mode, sondern auf Möbel und Textilien für den Wohnbereich. Dabei spielt sie, wie man unschwer erkennen kann, mit Vergrößerungen und Dreidimensionalität und sieht das Material und Objekt fast schon als Skulptur für´s Wohnzimmer.

Auf der Mailänder Möbelmesse Salone Internazionale del Mobile 2011 stellte das italienische Unternehmen Moroso den Biknit Chair von Designerin Patricia Urquiola vor. Experimentell sieht er definitiv aus mit seinem edlen klaren Holzrahmen und der Sitzfläche aus überdimensionalen Strickmaschen. Als Kombination aus Stuhl und Chaiselongue kann das Ungetüm auch unterm Sternenhimmel genossen werden. Die Strickschläuche sind aus PVC und deshalb wetterbeständig.

Und wo eine Hütte, da braucht´ s auch einen Zauber

Und um die urigen Möbel auch standesgemäß zu beleuchten hat sich das Designteam von Pudelskern für die Marke Casamania die Granny Leuchte ausgedacht. Rustikal, aber trotzdem cool. Im Sommer vielleicht etwas zu behaglichkeitsspendend, aber zu schade, um sie nur saisonal zum Einsatz zu bringen. Auch der ökologische und soziale Gedanke spielt für das italienische Unternehmen dabei eine Rolle. Die Wolle ist aus Tirol und wird dort von Hand verstrickt von älteren Menschen oder Bewohnern, die in sozialen Projekten beschäftigt werden.

Kleidung wird aber auch direkt verwendet, um daraus Möbelstücke zu fertigen oder sie zu gestalten. Die Idee von Claire-Anne O´Brian ist vielleicht sogar etwas für den Hausgebrauch. Sie entwirft Pullover für Stühle und kleidet mit dem fertig konfektionierten Stück das Gestell einfach ein.
Der Entwurf von Tobias Juretzek für Casamania geht sogar noch etwas weiter. Er besteht aus gebrauchten und gepressten Kleidungsstücken. Rememberme heißt der Recycle-Stuhl und erzählt so von Exemplar zu Exemplar immer wieder eine neue Geschichte.