Kleiderei – Klamotten ausleihen in der Mode-Bibliothek ++
Die Studentinnen Pola Fendel und Thekla Wilkening hatten es satt, ständig auf der Suche nach dem richtigen Kleid für den einen Abend zu sein und verwandelten eine zunächst fixe Idee in ein Konzept, das einen kompletten Gegenentwurf zum allgemeinen Konsumverhalten darstellt.
Wir kennen alle das Problem - Ein besonderer Abend mit einem besonderen Anlass steht an und plötzlich finden wir nichts, aber auch rein gar nichts in unserem Kleiderschrank, das diesem Anlass entsprechen würde. Also machen wir uns auf die Suche und kaufen uns letztlich ein Kleid an den Hals, das nach dem besagten Anlass unter Garantie den Rest seines Daseins im Dunkeln des Kleiderschranks fristen wird.
Hirngespinst mit Mehrwert
Pola Fendel und Thekla Wilkening kennen das Dilemma selbst nur allzu gut. Die beiden Studentinnen haben sich in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal geärgert, wenn sie aus einer Kurzschlussreaktion heraus ein Teil kauften, um es dann irgendwann an Freundinnen weiter zu geben. Ihr damaliger Wunsch – Wenn es doch nur einen Laden gäbe, in dem man Kleider leihen kann.
Aus dem einstigen Hirngespinst machte das Duo in diesem Jahr schließlich Realität und schuf damit ein Gesamtkonzept, das bei genauer Betrachtung durchaus Sinn macht. Die Kleiderei im Hamburger Stadtteil St. Pauli bietet ihren Besuchern seit dem ersten November eine kunterbunte Mischung aus rund 350 Kleidungsstücken, die auf vier großen, stabilen Kleiderstangen präsentiert werden. Rundherum gibt es große, weiße Regale, auf denen Accessoires, von Schmuck über Mützen bis hin zu Taschen, ausgestellt werden. Zwei große Spiegel vergrößern den rund 30 Quadratmeter großen Raum optisch und laden ein, Entdecktes gleich anzuprobieren.
Ein Sack voll Kleider für 14 Euro
Das Prinzip ist einfach. Ein Monatsabo kostet 14 Euro monatlich. Dafür können Polas und Theklas Kunden sich zwei Kleidungsstücke pro Woche ausleihen, die sie gewaschen oder gereinigt wieder zurück bringen müssen. Sollte mal ein Knopf fehlen oder eine Naht sich aufgelöst haben, legen die beiden Gründerinnen selbst Nadel und Faden an. Wird ein Kleidungsstück so stark zerstört, dass es nicht mehr zu reparieren ist, zahlen Kunden die Hälfte des Preises, der im Laden auf die Kleidungsstücke ausgeschrieben ist.
Und das Angebot ist nicht von schlechten Eltern. Es gibt nicht nur viele Markenkleider, sondern auch exklusive Stücke, die den Kleiderei-Mädels von ansässigen Labels angeboten werden.
Pilotprojekt mit Zukunft
Bislang wird die Kleiderei noch als zeitlich begrenztes Projekt geführt, was bedeutet, dass es den Shop am jetzigen Standort vorerst nur für ein halbes Jahr geben wird. Sollte sich beweisen, dass das Konzept wirtschaftlich erfolgreich ist, können sich Pola und Thekla, die übrigens gerade mal 23 und 25 Jahre alt sind, vorstellen, die Kleiderei als Start-Up-Unternehmen weiterzuführen. Da kann man den beiden nur Glück wünschen!
Falls ihr in Hamburg seid, schaut vorbei!
Kleiderei, Hamburger Hochstraße 24
Mo.-Mi. von 17-20 Uhr, Do.-Fr. von 19 bis 21 Uhr, Sa. von 15 bis 20 Uhr
Fotos via Kleiderei