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Designerbiografien & Modelegenden: Madeleine Vionnet
Modebiografie - Madeleine Vionnet ++
Lebensdaten: |
22.06.1876 – 02.03.1975 |
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Herkunftsland: |
Frankreich |
bekannt für: |
grandiose, einzigartige Schnitttechniken, den Dialogschnitt und kunstvolle Drappierungen |
Modezitat: |
„Wenn eine Frau lächelt, dann muss ihr Kleid mit ihr Lächeln.“ |
+ Der Weg zum Erfolg +
Madeleine Vionnet wurde 1876 in Aubervilliers (Frankreich) geboren. Im Alter von zwölf Jahren musste sie die Schule verlassen. Früh erlernte sie das Schneiderhandwerk, arbeitete in Paris und ging mit 16 Jahren nach England. Nach kurzer Ehe und dem Tod ihrer kleinen Tochter, übernahm Vionnet im Alter von 20 Jahren die Atelierleitung bei der Londoner Kleidermacherin Kate Reilly. 1900 kehrte sie nach Paris zurück und arbeitete in einem der renommiertesten Couture-Häuser der Zeit: bei den Schwestern Callot.
Bald entwickelte Vionnet eigene Ideen und Modelle. Es missfiel ihr, dass sich der Körper der jeweiligen Mode anzupassen hatte. Deshalb begann sie Nähte zu setzen, damit das Kleid der Figur folgen konnte. Sie arbeitete wie ein Bildhauer, indem sie ihre Entwürfe an einer Holzpuppe modellierte. So konnte sie den Stoff um den ganzen Körper herumführen und ausprobieren, wie er sich an die Rundungen anpasste. Dabei halfen ihr Drapierungen und bald der berühmte Schrägschnitt, den vor ihr noch kein Designer für ein ganzes Kleid, sondern höchsten für einen Kragen, verwendet hatte. Da nur weiche Materialien sich den Bewegungen des Körpers anpassen konnten, verwendete sie ausschließlich Seidencrepe, Mousseline, Samt und Satin. Um ihre Entwürfe diagonal schneiden zu können, ließ sie ihre Stoffe in der Extrabreite von zwei Metern herstellen.
An Farbe war Vionnet wenig interessiert, ihr genügte Weiß in allen Schattierungen. Als Verzierung wählte sie Stickereien oder stilisierte Rosen und Knoten. Diese waren nie nur Schmuck und Zierde allein, sondern übten eine Funktion aus: sie rafften den Stoff an einer strategisch wichtigen Stelle, ohne dass eine weitere Naht hätte verwendet werden müssen. Immer achtete sie darauf, dass die Zierart die Kleider nicht beschwerte, die Stickereien mussten dem Fadenlauf folgen, um jede Bewegung mitmachen zu können.
+ Modestil +
Ihr Name ist ein Synonym für Eleganz und perfekt geschnittene Kleider. Diana Vreeland, ehemalige Chefredakteurin der amerikanischen Vogue, nannte sie „die wichtigste Modeschöpferin des 20. Jahrhunderts“. Auch Kollegen erkannten ihr einmaliges Talent. Von Cristobal Balenciaga wurde Madeleine Vionnet als „Meisterin des Stils“ bezeichnet. Und Azzedine Alaїa nannte sie „die Quelle von allem, die in unserem Unbewussten weiterlebt“.
Ihre wichtigste Erfindung ist der Schrägschnitt, bei dem der Stoff nicht wie üblich parallel, sondern schräg zum Fadenverlauf im 45-Grad-Winkel zugeschnitten wird, wodurch er die Silhouette fließend umspielt. Durch den Diagonalschnitt konnte sich der Stoff an weibliche Rundungen anschmiegen und die Bewegungen der Trägerin nachzeichnen. Damit veränderte Madeleine Vionnet in den zwanziger und dreißiger Jahren nicht nur die Mode, sondern auch die Körpersprache.
Stars wie Greta Garbo, Marlene Dietrich, Joan Crawford oder Katharine Hepburn trugen mit Vorliebe die Modelle von Madeleine Vionnet. Sie waren prädestiniert für den Auftritt einer Diva.
+Aktuell+
Jahrzehnte nach der Schließung des einst ruhmreichen Haute-Couture-Hauses wollte der französische Geschäftsmann Guy de Lummen gemeinsam mit seinem Sohn Arnaud die Marke Vionnet wiederbeleben und an den Ruhm vergangener Zeiten anknüpfen. Bereits 1988 erwarb de Lummen die Rechte am Namen und fand schließlich im Juli 2006 in der griechischen Designerin Sophia Kokosalaki eine würdige Nachfolgerin Vionnets. Anfang Februar 2007 stellte die Saint-Martins-Absolventin im New Yorker Kaufhaus Barneys ihre erste Frühjahr/Sommer-Kollektion für Vionnet vor. Trotz hoher Preise von 2000 Euro für ein Top und das bis zu Zehnfache für ein Kleid war die Kollektion innerhalb von drei Wochen ausverkauft.
Obwohl Arnaud de Lummen von Kokosalakis Fähigkeiten überzeugt gewesen war, wurde am 21. Mai 2007 Marc Audibet zum neuen Chefdesigner berufen. Er hatte vorher unter anderem für Hermès, Ferragamo und Prada gearbeitet. Im Jahr 2002 wurde die Marke Vionnet vom kuwaitischen Geschäftsmann Majid al Saben gekauft. Der Italiener Maurizio Pecoraro schuf für diese Marke eine Haute Couture Kollektion für die Saison 2004. Vier Jahre später erlangten Matteo Marzotto und Gianni Castiglioni die Rechte an der Marke und behalten diese bis heute inne.
Im Herbst 2011 wurden die Geschwister Barbara und Lucia Croce als neue Chefdesigner bei Vionnet verpflichtet. Die Designerinnen, die unter anderem schon bei Prada, Gucci oder Valentino gearbeitet hatten, ersetzten damit Rodolfo Paglialunga, der seit 2009 als Kreativdirektor bei Vionnet zuständig gewesen war.
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