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Designerbiografien & Modelegenden: Paul Poiret
Modebiografie - Paul Poiret ++
Lebensdaten: |
20.04.1879 – 28.04.1944 |
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Herkunftsland: |
Frankreich |
bekannt für: |
den Humpelrock und die Abschaffung des Korsetts |
+ Der Weg zum Erfolg +
Seine Memoiren nannte er „En habillant l'époque“. Demnach beanspruchte er für sich, eine Epoche eingekleidet zu haben. Paul Poiret wurde 1879 mitten in Paris geboren, in einem Viertel, welches noch heute als der Mittelpunkt der französischen Textilwirtschaft gilt. Die Epoche, die er gemeinsam mit anderen namhaften Designern seiner Zeit prägte, war jene vor dem ersten Weltkrieg. Seine Karriere begann er als Laufbursche bei einem bekannten Schirmmacher. Von diesem nahm er seidene Stoffreste mit und drapierte aus ihnen an einer 40 Zentimeter hohen Holzpuppe, einem Geschenk seiner Schwestern, elegante Couture-Kleider. Sein zeichnerisches Talent führte ihn anschließend ins Couture-Haus von Jacques Doucet, wo er eine erste Assistentenstelle innehatte.
Mit 22 Jahren fand er eine Anstellung bei Worth, dem führenden Modehaus der Zeit. Zwei Jahre später trennte sich Poiret vom Hause Worth (welches zu der Zeit die beiden Söhne Jean-Philippe und Gaston des berühmten Couturiers weiterführten), um mit finanzieller Unterstützung seiner Mutter sein eigenes Modehaus zu gründen. Zur ersten Kundin zählte die Schauspielerin Réjane, die mit ihren beiden weißen Eseln, einem Geschenk des Königs von Portugal, stets für Aufsehen und Nachahmer sorgte.
Da er die Betonung des weiblichen Körpers in wogende Brüste vorne und ein ausladendes Derrière hinten für überholt hielt, schaffte er das Korsett ab. Vom Jugendstil beeinflusst, entwarf er 1906 eine schlichte, schmale Robe, deren Rock direkt unterhalb des Busens ansetzte und gerade bis zum Boden fiel. Diese Linie machte ihn berühmt. Er taufte sie „la Vague“, die Welle, die den Körper sanft umspielt.
Im Vergleich zu den geschnürten Damen der Belle Époque sah die neue Poiret-Frau elegant, jung und sehr beweglich aus. Unter den leichten Kleidern steckte eine gute Figur, statt ein fest gezurrtes Korsett. Es wird behauptet, dass er das Korsett deshalb abschaffte, weil seine Frau Denise mit ihrem schlanken und biegsamen Körper sein bestes Model war. An ihr machte sich das neue Kleid besonders gut.
+ Modestil +
Poiret umgab sich mit den besten Illustratoren, Malern, Designern, Schauspielern und Tänzern seiner Zeit und veranstaltete große und berauschende Feste. Sein Hang zum orientalisierenden Stil wurde sicher auch durch ein gesellschaftliches Großereignis ins Leben gerufen: 1909 gastierten zum ersten Mal die Ballets Russes in Paris und landeten einen sensationellen Erfolg. Der russische Kurator und Impressario Sergei Diaghilew schaffte zusammen mit der Avantgarde in Musik und Kunst eine vollkommen neuartige Inszenierung. Diese beeinflusste die Künstler, den Lebensstil und die Mode. In Anlehnung an diese Exotik schuf Poiret den üppig-orientalisierenden Stil in Form von eleganten Haremshosen zu langen Obergewändern, Kaftanen und Kimonos, Pumphosen und Tuniken, Schleiern und Turbanen. Farbenprächtige Stickereien, gold- und silberdurchwirkte Spitzen, prunkvolle Brokate, Fransenbordüren, Perlen und Federn zierten seine Roben.
Als erster Modeschöpfer lancierte er sein eigenes Parfum (zehn Jahre vor Chanel).
Seine Kollegin Madeleine Vionnet bezeichnete ihn als „Kostümemacher“. Sie meinte das keineswegs schmeichelhaft, sondern brachte damit ihre Abneigung gegen das in ihren Augen allzu Bombastisch-Theatralische seines Stils zum Ausdruck.
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