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Interviews Modedesigner & Co: Stephanie Franzius
Modedesignerin Stephanie Franzius – Modelabel FRANZIUS ++
- Die Frage ist immer, ob Mode Kunst oder Kommerz ist. Da streiten sich die Geister -
Die Modedesignerin Stephanie Franzius hat bereits in New York, Mailand, Amsterdam und Paris gearbeitet. Trotzdem zog es die Berlinerin immer wieder zurück in die deutsche Hauptstadt. 2006 gründete sie schließlich ihr Label FRANZIUS. Seither kreiert die Designerin Damenkollektionen mit unverkennbar femininem Stil, die sie in Showrooms rund um die Welt präsentiert.
Wir sprachen mit Stephanie Franzius über Kunst und Kommerz, Inspiration und alltägliche Arbeit und warum Berlin ihre persönliche Modehauptstadt ist.
+ Wie frei ist ein Designer in der Inspirationsfindung?
Da gibt es keine Grenzen. Jeder bestimmt das für sich selbst. Natürlich gibt es bestimmte Regeln, wenn man mit einem Partner zusammen arbeitet, der Vorgaben macht. Ich dagegen kann mit einem beliebigen Ansatz starten und daraus meine ganz eigene Inspiration entwickeln.
+ Das heißt, du orientierst dich im Ansatz nicht am Markt?
Jein, muss ich natürlich machen, denn ich will ja auch verkaufen, aber wenn ich mit einer Kollektion anfange, dann mache ich so etwas, wie diesen Catsuit den du hier siehst, bei dem ich vier Meter lange Stoffbahnen in die Nähte eingesetzt habe und dann für ein Inspirationsvideo verwendet habe. Da mag man sich fragen, was dieses Video genau mit Mode zu tun hat, aber so kommen mir Ideen, die ich für meine Kollektion auf tragbare Weise umsetzen möchte.
+ Wie viel künstlerisches Konzept steckt generell hinter einer Kollektion?
Die Frage ist immer, ob Mode Kunst oder Kommerz ist. Da streiten sich die Geister. Da ich kein kommerzielles Label bin, steht bei mir der künstlerische Aspekt im Vordergrund, was ich auch brauche, um eine neue Kollektion zu kreieren und dem Ganzen ein neues Gesicht und neuen Antrieb zu geben. Ich denke das sieht man meiner Mode an, auch wenn sie letztlich kommerziell verarbeitet ist und nach Gesichtspunkten der Tragbarkeit konstruiert ist.
+ Hat die Mode als Kunstform Platz in den Köpfen der Menschen oder ist sie nur noch Konsumgut?
Ich denke auch hier gehen die Meinungen auseinander, denn Mode hat ein breites Spektrum. Es gibt Mode, die ist wirklich nur Kunst und Mode, die ist eigentlich ein Abfall der Konsumgesellschaft. Ich glaube das sind die beiden Enden, zwischen denen eine große Amplitude stattfindet und wo man sich dann selbst ansiedelt.
Ich habe in Amsterdam meinen Master gemacht und da kauft das Stedelijk Museum jede Saison die Coutureteile von Viktor & Rolf. Den Gedanken, eine Kollektion im Museum zu platzieren, findet man auch in Paris. Und auch in Deutschland gibt es diesen Ansatz, dass der künstlerische Gedanke in der Mode seine Berechtigung hat. Aber ich glaube dieser Ansatz muss noch reifen.
+ Inwieweit wird deine Mode von politischen und wirtschaftlichen Umschwüngen beeinflusst?
Ich glaube das geschieht bei mir intuitiv. Ich absorbiere mein Umfeld, und gehe schneller als der Normalverbraucher auf Entwicklungen ein. Ob das jetzt Ökostoffe sind, die man schon länger benutzt, die aber in den Köpfen der Verbraucher noch reifen müssen. Das kann auch bedeuten, weg vom Kommerz zu gehen, dass man sagt, man braucht jetzt nicht noch ein drapiertes Jerseyteil, weil H&M voll davon ist.
+ Kunst, Handwerk oder Business? Wo liegt bei dir der Schwerpunkt und hat er sich mit der Zeit verändert?
Ja, das hat sich mit der Zeit stark verändert. Als ich mit meinem Master fertig war, wollte ich mir den Luxus gönnen, Kollektionen zu machen, ohne auf Business oder Handwerk zu achten. Die ersten Jahre habe ich als Lehrjahre genutzt, um Kollektionen zu entwickeln, meinen Stil zu verfeinern und Sachen auszuprobieren.
2006 habe ich mein Label in Franzius umbenannt und angefangen, den Businessaspekt mit rein zu nehmen. Als Modedesignerin ist man Unternehmerin und im Grunde eine One-Man-Show, weil man alle Bereiche unter sich hat. Du bist zum großen Teil damit beschäftigt, Lieferscheine und Rechnungen zu schreiben und machst zeitweise einen Bürojob. Der kreative Designprozess macht nur einen Bruchteil des Arbeitsvolumens aus. Doch man wird routinierter, weiß immer mehr was man will und lässt sich auch die Freiheit, kreativ zu sein.
Wie gesagt, man muss seine Entwürfe natürlich auch verkaufen können und diesen Spagat zwischen Kunst, Handwerk und Business habe ich mittlerweile gemeistert. Es kommt auf eine gute Ausgewogenheit aus allen Bereichen an, die sich bestenfalls organisch entwickelt.
+ Fühlst du dich als Designerin in Berlin wohl?
Ich komme aus Berlin und das war natürlich auch der Grund, hier zu arbeiten. Aber in all den Metropolen, die ich kennen gelernt habe, hätte ich niemals so arbeiten können, wie in Berlin. Das ändert sich mittlerweile leider, Gentrifizierung lässt grüßen, aber noch ist die Stadt ein toller Standort für mich.
+ Wie bewertest du die Modestadt Berlin? Wie wird es in der Zukunft hier aussehen?
Da will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen! Da hat sich in den letzten Jahren wahnsinnig viel getan. Ich will jetzt nicht den ganzen Credit der Bread&Butter und IMG geben, aber die Präsenz dieser Plattformen hat sehr geholfen, Berlin als Modestadt stärker zu etablieren. Kreativität war schon in den 90ern da. Die professionelle und kommerzielle Plattform gibt dem kreativen Ganzen jetzt ein Fundament, so dass Berlin auch auf dem internationalen Markt anders wahrgenommen wird. Die Stadt war schon immer kreativ und verrückt aber zu sehen, dass sich etwas im kommerziellen Bereich tut, das ist spannend!
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