Kaal E. Suktae – Auf dem Golfcourt der Zukunft ++
Als hätten wir gerade nicht genug von Weiß des Winters, führt so mancher Designer das Spiel mit der Nichtfarbe im Frühling fort. Designer Lee Suk-Tae setzt dem Reinweiß seiner Kollektion wunderbar zarte Tattoo-Illustrationen entgegen, die seine Looks in ein durch und durch sommerliches Licht tauchen.
Es gibt Designer, die entdeckt man nicht, weil sie dem Auge von Werbekampagnen in Zeitungen oder auf Werbetafeln entgegen springen, sondern weil sie uns vom Zufall sprichwörtlich in die Arme gespielt werden. Wahrscheinlich sind dies dafür die viel eindrücklicheren Begegnungen, die das Gefühl geben, hier gerade ein Juwel in Sachen Design aufgestöbert zu haben. Zumindest fühlte sich so unsere erste Begegnung mit einem Kleid des Designers Lee Suk-Tae an. Während eines Shootings vergangene Woche hielten wir es plötzlich in der Hand und waren verblüfft von der Selbstverständlichkeit, mit der sich das Teil ineinander fügte. Knallblaue Schnürungen auf einem kastigen schwarzen Top mit einem angesetzten Tellerrock, der sich in zwei Lagen um die Trägerin legt. Eigentlich eine wilde Kombination, bei Suk-Tae’s Label Kaal E. Suktae jedoch ein avantgardistischer Look mit einem fast sportiven Ansatz.
Ein Blick über die Lookbooks von Kaal E. Suktae zeigt, dass alle Kollektionen des Designers dem Prinzip einer durchstrukturierten Formensprache folgen. Seine Frühjahr/Sommer Kollektion 2013 repräsentiert dies durch den hauptsächlichen Einsatz der Nichtfarbe Weiß mehr denn je. Kastige Tops und Jacken werden durch clever gesetzte Teilungsnähte, Cut-Outs und Einsätze in geometrische Formen unterteilt. Der couturige Ansatz wird bei Kaal E. Suktae immer wieder von Sportswear-Elementen durchbrochen. Hin und wieder blitzen farbig abgesetzte Hosentaschen aus superkurzen Mini-Shorts hervor. Eyecatcher sind farbige, Tattoo-inspirierte Prints auf Ärmeln oder Röcken, die dem Prinzip der RGB-Palette folgen. Die farbigen Akzente werden hier und da wieder komplett in ihre einzelnen Bestandteile unterteilt, so dass ein Colourblocking-Effekt der Primärfarben entsteht, der Assoziationen an Yves Saint Laurents Mondrian-Kleider wach werden lässt.
Und überhaupt wird die Referenz zu Yves Saint Laurent, als großes Vorbild für Lee Suk-Tae, immer wieder in seinen Kollektionen deutlich. Grundsätzlich von europäischem Design inspiriert, verfolgt er ein modernes avantgardistisches Konzept, dass sich jedoch konsequent der Streetwear bedient und diese ganz subtil und elegant für sich verwendet.
Seine Lehrzeit in Paris ist Lee Suk-Tae deutlich nachzuspüren. Nach erfolgreichem Abschluß an der Ecole de La Chambre Syndicale de la Couture sowie dem Studio Berco in Paris, arbeitete er für Sonia Rykiel und Christian Dior. 1997 folgte das eigene Label Kaal E. Suktae, mit dem er im gleichen Jahr von der Korean Fashion Association eingeladen wurde, seine Kollektion auf der Hong Kong Fashion Week zu zeigen. Mittlerweile verkauft das Label seine Kollektionen weltweit, unter anderem in eigenen Shops und ist seit Jahren fester Bestandteil der Seoul Fashion Week.
Auch wir wünschen uns hierzulande mehr von der subtilen Eleganz eines Lee Suk-Tae. Jedenfalls sehen wir uns in seiner Frühjahr/Sommer Kollektion 2013 gedanklich schon auf dem Golfcourt der Zukunft spielen. Und das ist im kalten Januar doch ein aufbauender Gedanke.